Monthly Archives: January 2014

Bücher: Max Frisch: Aus dem Berliner Journal

Foto: Jabs

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Sabine Vogel fragt in der Berliner Zeitung vom 17.01.2014 über Max Frischs Berliner Journal:

“Nach zwanzig Jahren im Safe – eine Sensation?”
Sie bemerkt zu Problemen eines Mannes Anfang Sechzig:
“Der fast 62-Jährige hat Angst, vor dem Altern (‘So spät ist es schon?’), dem Sterben (‘noch drei, vier brauchbare Jahre’), vor dem Vergessen, alarmiert registriert er die Löcher in seinem Kurzzeitgedächtnis. ‘Man schweigt aus Unsicherheit und vergisst, was man verschwiegen hat’.”
“Er diagnostiziert den Verlust des Sinnlichen in seiner Sprache, ‘wie ausgelöscht, dieselben Wörter, aber ohne Hall. Wie im Geschlechtlichen’. Die Magie der Liebe ist verloren. Trefflich knapp konstatiert er den Zusammenhang zwischen Hormonen und Sprache: beide lassen nach.”
“Aber richtig in Fahrt kommt das Büchlein, wenn Frisch von seinen Besuchen in Ost-Berlin berichtet. … da findet das Leben statt. … Immer wieder ist Frisch von der Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft der Ostler hingerissen: ‘Das Menschliche hat Vorrang.’ … Ein naiver Romantiker ist Frisch aber nicht. Er sieht das Duckmäusertum und die grauen Gesichter.”

 

Bücher: Sonderling, Einzelgänger, Sprachpionier, genialer Schriftsteller Arno Schmidt

Foto: Jabs

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Morgen feiert die Literaturwelt den 100. Geburtstag von Arno Schmidt:
“Ich wage das Diktum, dass alle Dichter und zwar genau proportional ihrer Bedeutung nach wachsend im bürgerlichen Sinn ungesellige, freundlose Subjekte waren.”

“Ein guter Schriftsteller darf weder haben Freund, noch Vaterland, noch Religion.”

Diverses: Konrad Duden: “Schreib, wie du sprichst.”

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Umfangreiche Illustration des Wirkens des Nestors der deutschen Rechtschreibung!
Die ersten drei Teile sind eine ziemlich trockene Darstellung des Lebens und Werdens von Konrad Duden. Deshalb lohnt sich das Anschauen dieser Videos wohl nur für Lehrer (Deutschlehrer). Toll, dass dieser wahnsinnig engagierte Pädagoge schon im 19. Jahrhundert nach der fortschrittlichen Prämisse unterrichtete: Zusammenhänge erkennen ist der Weg, nicht Auswendiglernen – Lexika sind den Schülern Hilfe. Sein Vorgehen gegen die damals grassierende ungezügelte Sauferei unter Pennälern wurde legendär. Der “Gymasialprofessor” korrigierte die Stundenpläne zugunsten der Naturwissenschaften (besonders der Mathematik), der modernen Sprachen (Englisch) und der Körperertüchtigung. Seine geliebten alten Sprachen und das Fach Religion nahmen immer weniger Raum ein. Der Ur-Duden von 1880 umfasste 28000 Stichwörter.
Der vierte Teil ist von allgemeinem Interesse, es geht um Probleme der gültigen Orthografie.
Mich beeindruckte:
– Wissenswertes über die Veränderung der Typografie in den Lehrbüchern und der Schreibschrift der Schüler
– bei einer Duden-Konferenz verstieg sich ein Teilnehmer zu folgender Meinung, die ein ambivalentes Licht auf die Arbeit der Duden-Kommission wirft: “Wo kämen wir hin, wenn fortan jeder Gimpel und Halbanalphabet in den Besitz einer Schreibweise käme, die sozusagen keine Fehler mehr möglich macht.”
– die 14. Auflage gibt es als Ost- bzw. West-Duden, die 20. Auflage (1990) gilt als “Einheitsduden”

http://www.ardmediathek.de/br-alpha/konrad-duden/der-ursprung?documentId=15386332

 

Kino: “Blue Jasmine”

Karikatur: Janosch

Karikatur: JanoschWoody Allens aktueller Film konnte mich, im Vergleich zur landläufigen Kinokritik, nicht begeistern. 

 

Woody Allens aktueller Film konnte mich, im Vergleich zur landläufigen Kinokritik, nicht begeistern.
Die Geschichte erscheint vorhersehbar.
Ein grandioser Lichtblick ist die Schauspielkunst der unbeschreiblich schönen Cate Blanchett!
Übrigens gewann sie heute einen Golden Globe als beste Schaupielerin!
Falsch im Film ist übrigens Erklärung, dass Anthropologen keine Fossilien ausbuddeln, sondern Archäologen. Paläontologen suchen Fossilien.
Bei meinem Besuch eines Lichtspielhauses im Kiez bestätigte sich die eherne Kinoregel: Wenn man den Streifen genießen will, sollte man sich besser neben Liebespärchen als zu zwei miteinander befreundeten Mädchen setzen – die erklären sich mitunter nicht nur die Handlung, sondern beichten ihre amourösen Abenteuer der letzten Woche.

http://wwws.warnerbros.de/bluejasmine/

http://www.sueddeutsche.de/kultur/blue-jasmine-im-kino-aberwitziger-selbstbetrug-1.1811253