Monthly Archives: December 2013

Fotografie, Kino: Ich werde nicht müde, die Dinge, die ich liebe, zu preisen: Henri Cartier-Bresson

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: Jabs

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: Jabs

“Wenn Gott Fotos machen würde, sähen sie aus wie diese!”
Für Henri Cartier-Bresson gilt wohl der Satz, den Saint-Exupéry den kleinen Prinzen sagen lässt: “Man sieht nur mit dem Herzen gut.” So ist er offen für die Schönheit der Welt.
Was der Großmeister auf seinen Film bannt, ist unglaublich! Und wie er das macht ist in dieser Dokumentation zu bewundern: Mit geradezu grazilen Schritten umtanzt er die Leute auf der Straße.
“Fotografieren heißt jagen ohne zu töten.”

http://www.youtube.com/watch?v=VR7JPiLyDGk

Fotografie, Kino: Robert Frank

Foto: Robert Frank

Foto: Robert Frank

Leaving Home, Coming Home – A Portrait of Robert Frank (2005)
Ein Dokumentarfilm über das bewegte Leben des US-amerikanischen Großmeisters, der die Kameraleute auch mal unwirsch abweist: “Die Bilder sollen sprechen, nicht ich!”
Der Streifen stimmt traurig, wenn Robert Frank das Verschwinden vieler schöner, früher dokumentierter Plätze in New York feststellt oder den Verlust seiner Kinder beklagt.
Interessant, dass der wegen seines eine Nation charakterisierenden Bildbands “The Americans” (Vorwort Jack Kerouac) weltberühmte Fotograf auch filmte (die Schriftsteller der Beat Generation, die Stones).

http://www.youtube.com/watch?v=bt97Jomj5nw

Fussball: “Fair ist schwer”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Anmerkungen zum modernen Profisport von Friedhard Teuffel:

“Der Geist des Sports scheint kein Stürmer zu sein, eher ein Abwehrspieler. Fairplay ist in die Defensive geraten, allenfalls bereit dazu, Schlimmeres zu verhindern.”
“Eine Examensarbeit hat die Fußballbundesliga nach fairen Szenen durchsucht. Gefunden wurden sie vor allem bei Mannschaften, die entweder hoch in Führung lagen oder schon abgestiegen waren. So wirkt Fairness mal als Luxusartikel, mal als Nebenwirkung von Leistungsschwäche.”
“Im Wettbewerb verliert Fairness oft gegen Cleverness. Der Sinn der Sportregeln hat sich total verändert. Was der Schiedsrichter nicht gesehen hat, ist auch nicht geschehen.”
“Die Lust am Gewinnen muss eine schöne Lust sein, keine gemeine Lust.”
Der Sportphilosoph Gunter Gebauer von der FU Berlin sagt: “Fair ist, wenn  man über die Regeln hinaus dem Gegner eine Chance gibt, sein Spiel zu machen.”
Der Erfinder der neuzeitlichen Olympischen Spiele Pierre de Coubertin meint: “Sei hart zu dir selbst, aber liebe den Gegner.”

 

Fotografie: Weihnachtspost

Foto 1-4: "Bolli"; Foto 5-7: "Boesing"

Foto 1-4: “Bolli”; Foto 5-7: “Boesing”

 

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Die (?) Künstlergruppe “Ballast” verschickte zum Weihnachtsfest 2013 wieder eine Sendung mit Fotoheftchen ihrer Arbeiten. 

Die jungen Menschen veröffentlichten ihre Werke seinerzeit unter “Ballast der Republik” – am 04.05.2012 erschien unter diesem Namen aber eine Langspielplatte der “Toten Hosen”…

Die angenehm aktiven Zeitgenossen fotografieren nicht nur (analog, das ist doch bemerkenswert für so junge Leute), sondern produzieren alles selbst. Ein Kopierladen printet die Schwarzweißbilder als Kopien in erstaunlicher Qualität. Im Format DIN A5 entstehen 32-seitige Bildersammlungen. Alles geschieht ohne Sponsoren, ohne Crowdfunding!
Das Kollektiv “Doro”, “Bolli” und “Boesing” verkauft seine Drucksachen nirgendwo – sie werden nicht im Internet präsentiert, sondern einfach per Brief an Freunde und Bekannte verschickt (immense Portokosten!). Übrigens erhielten alle Abonnenten (wohl weit über einhundert) diesmal ein erstklassiges Nicki mit einem “Ballast-Motiv”!
Ich bin im umworbenen Verteiler und somit im Besitz von siebzehn verschiedenen Heftchen.

 

Kino: Kinotage für Cineasten und verliebte Paare

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Wer ungestörte Vorstellungen im Kino um die Ecke erleben will, sollte in Berlin die Tage zwischen dem Weihnachtsfest und Neujahr nutzen! 

Zu dieser Hochzeit der Filmfreunde sind die Lichtspielhäuser traditionell angenehm spärlich besucht.

Dem 60-jährigen, aber anscheinend nicht alt werdenden Kultregisseur Jim Jarmusch mit dem famosen Musikgeschmack gelang wieder mal ein großartiger Wurf: “Only Lovers Left Alive” ist gerade angelaufen!
Eine traurigwunderschöne Vampirgeschichte und ein richtiger Liebesfilm. Der Meister spielt ja gern mit großen Themen: “Dead Man” – Western, “Ghost Dog” – Samuraifilm, “Down by Law” – Gefängnisausbruch, nun bearbeitet er das Sujet der ewigen Blutsauger mit spitzen Zähnen.
Leider dreht  J. J. nicht mehr in Schwarzweiß, erstmals sogar digital. Trotzdem faszinieren über zwei Stunden tolle Bilder, der Mann muss augenscheinlich die Fotografie lieben – sorgsame Draufsichten begeistern neben seinen bekannten Kameraparallelfahrten. Die Bilder aus dem scheinbar menschenleeren Detroit beeindrucken ungemein. (Das Michigan Theatre war ein Kino mit 4000 Sitzplätzen und ist heute ein Parkhaus.) Hier lebt zurückgezogen ein Technik (Tonbandgeräte, Schallplatten, Verstärker) und wertvolle alte Instrumente liebender Undergroundmusiker (früher arbeitete er für Franz Schubert, heute macht er Trauermusik). Seine Frau kommt aus der Altstadt Tangers. Es berührt, wie liebevoll diese Frau (die brillante Tilda Swinton!) ihre Bücher behandelt. Die Wohnungen der beiden Vampire sind so angenehm verräumt, man würde sich dort bestimmt sehr wohlfühlen. Und das seit Jahrhunderten einander treue Liebespaar mit manchmal blutigen Lippen ist so kultiviert, so gebildet. Es leidet zu allen Zeiten unsäglich unter der Dummheit der Menschen (das sind hier die “Zombies”). Heute ist die Welt, in der sie existieren, von Verfall geprägt: Die Bevölkerung ist ungebildet und von Medien verblödet, die Umwelt wird vergiftet (“Ich habe keine Helden”, “Bescheidenheit bringt dich doch nirgendwo hin!”). Die selbstverständlich in der Nacht angesiedelte Story dieses Geniestreichs erzähle ich natürlich nicht.
Tolle Musik führt durch die Handlung: Sqürl, das ist übrigens die Band von Jim Jarmusch! Bleibenden Eindruck hinterließen die wahnsinnigen Augen Tilde Swintons als sie unbedingt ihr Gläschen Blut braucht.
“Ein Haar in der Suppe” habe ich gefunden – bei der deutschen Synchronisation. Für meinen Geschmack passen einige zeitgenössische Wörter/Sätze nicht recht in den Duktus der sonstigen Sprache, sie störten mich: “Baby”, “Scheiße”, “Ich will Spaß haben”, “Wie schräg ist das denn?”, “Fickt euch!” (obwohl das passendere “Fuck you” auch vorkommt), aber man kann ja die untertitelte Originalfassung ansehen.
Übrigens wird auffällig oft ein Mobiltelefon mit dem gut sichtbaren “angebissenen Apfel-Logo” in die Kamera gehalten…
Am Schluss stellt die Hauptfigur die Frage zur Lage der heutigen Gesellschaft: “Sind die Ölkriege schon vorbei? Haben die Wasserkriege schon begonnen?”

http://www.spiegel.de/kultur/kino/jim-jarmusch-film-only-lovers-left-alive-a-940657.html