Monthly Archives: April 2020

Fussball: Sportforum Berlin, 29.04.2020

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Es wundert mich nicht, dass die Wege so oft durchs SF führen…
 
“Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh´ ich ans Firmament
Nach jener Seite.” 
J. W. v. Goethe

Bücher: “Book from the Ground”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

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Es gibt einen Roman, den der chinesische Künstler Xu Bing mit Emojis schrieb. Das Buch kann unabhängig von Sprachkenntnissen und auch von Analphabeten gelesen werden.

(Die ersten vier Seiten siehe oben…)

Bücher, Musik: “Östlich der Elbe”

 

Foto: Jabs

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Nur, um das gleich mal klarzustellen: Ich bin heute, wie auch früher, alles andere als ein Ost-Rock-Fan! (Wenn ich mich richtig erinnere, gab es Zeiten, da war “Ost-Rock” geradezu ein Schimpfwort.)
Das Buch von Lutz Kerschowski und Andreas Meinecke habe ich mir wegen der Fotos von Ulrich Burchert etwas genauer angesehen. (Den Titel “Östlich der Elbe” finde ich ziemlich unglücklich gewählt.) Die Band Kerschowski begeisterte im FDJ-Studentenklub der Humboldt-Uni. Die Gitarre spielte übrigens Jörg “Wilki” Wilkendorf, den wir neidisch beäugten, da die Mädchen ihn bei Konzerten wegen seiner Schönheit unverschämt anschmachteten.  
In der über 350 Seiten starken Publikation werden unzählige Liedtexte chronologisch sortiert präsentiert, die sich Lutz Kerschowski von Kollegen besorgte. Die Schwarzweißfotos Ulrich Burchert hatte die Idee, seine Schwarzweißfotos mit Texten zu verbinden. Sie spiegeln das Geschehen um die Konzerte in der Zeit von 1970 bis 2018. Dabei ist zu bemerken, dass der Druck auf sehr schönem Papier (Luxoart Samt), auch wegen der klaren Gestaltung und der verwendeten Typografie (T-Star) sehr angenehm wirkt.   
DDR-Musik war in vielen Fällen liedhaft, sehr textbetont. Und die Musiker hatten wohl fast alle eine solide fachliche Ausbildung. 
 
Zitat Kurt Demmler: “Ostrocker sind wie die Sonne, gehn im Osten auf und im Westen unter.”
 
Hier ein paar großartige Texte:
Bettina Wegner: “Kinder”

“Sind so kleine Hände, winz`ge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.
Sind so kleine Füsse, mit so kleinen Zeh`n.
Darf man nie drauf treten, könn`sie sonst nicht geh`n.
Sind so kleine Ohren, scharf und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub.
Sind so schöne Münder, sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.
Sind so klare Augen, die noch alles seh`n.
Darf man nie verbinden, könn`n sie nichts versteh`n.
Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen, geh`n kaputt dabei.
Ist so`n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.
Grade klare Menschen, wär`n ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat, hab`n wir schon zuviel.”

Bettina Wegner: “Wenn alle Menschen dieser Erde”
(nach Peter Härtling)
“Wenn alle Menschen dieser Erde
nicht ewig wie die Hammelherde
sich in ihr Schicksal brav ergäben
statt endlich wirklich loszuleben
Wenn Feigheit unser Tun nicht lähmte
kein Mensch sich seiner Schwäche schämte
wenn wir einander Wärme schenkten
und den, der anders ist, nicht kränkten
Wenn alle Menschen Bäume pflanzten
Kanonen, Panzer jetzt zertanzten
Wenns keine Armen gäb, noch Reiche
und alle teilten wir das Gleiche
Wenn Eltern wieder Kinder wären
und lernen würden, statt belehren
Wenn wir einst Staat und Macht nicht kennen
kann man die Freiheit Freiheit nennen
Wenn wir dies Leben einmal fänden
ganz fest uns hielten bei den Händen
dann hätten unsre Träume Sinn
denn Menschsein wäre ein Beginn”

Gerhard Schöne: “Erwachsen”
“Du glaubst an keine Wunder mehr
Du bist ja so erwachsen
Zum Fliegen ist der Mensch zu schwer,
Nein in der Muschel rauscht kein Meer
Das sind nur Kinderfaxen!
Und sagst du nicht mehr Oh und Ah
Wenn Wunderkerzen funkeln
Kein Märchen geht dir heut noch nah, kein Engel ist mehr für dich da
Du gehst allein im Dunkeln
Du bleibst vor keinem Zirkus stehn
Den Clown kannst du entbehren
Der Fakir mag durch’s Feuer geh’n, der Zaubrer mag durch Wände sehn
Es ist alles zu erklären!
Kein Mozart und kein Mondenschein
Verleitet dich zum Schwärmen
Die Sterne sind aus kaltem Stein,
Der Mensch besteht aus Fleisch und Bein
Und Luft in den Gedärmen!
Die Wundertüte ist nun leer
So nüchtern ist dein Leben
Und in der Muschel rauscht das Meer
Ein Stern gibt Zeichen von weit her
Ein Engel regelt den Verkehr
Der Clown tanzt mit dem Zottelbär
Verliebte schweben hin und her
Und Wunder mehr und Wunder mehr
– Und du stehst blind daneben!”
 

Pankow: “Langeweile”
“Den alten Krimi so oft gelesen
Rohe Spaghetti zu viel gekaut
Zu lange geschlafen
Zu oft gebadet
Und vor allem zu viel Fernsehen geschaut
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Zu viele Frauen nur angeseh’n
Zu viel nur mit mir rumgespielt
Zu viel gesoffen
Zu viel geredet
Zu viele Nächte, wo nichts passiert
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Das selbe Land zu lange geseh’n
Die selbe Sprache zu lange gehört
Zu lange gewartet
Zu lange gehofft
Zu lange die alten Männer verehrt
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert”

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Fussball, Kino: Fußball…

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Das Leben lernt ihr erst, wenn es losgeht mit dem Verlieren.
Wir bestehen als Team oder gehen als Einzelämpfer unter.
Das ist der Text:
“Ich weiß nicht, was ich euch sagen soll, Männer. In drei Minuten beginnt die größte Schlacht
unserer Profilaufbahn. Heute wird sich alles entscheiden. Entweder bestehen wir als ein
Team oder wir zerbrechen, Stück für Stück, Spielzug um Spielzug, bis wir am Ende sind. Wir
stecken knöcheltief in der Scheiße, Männer! Das könnt ihr mir glauben. Und – ihr könnt da
hocken bleiben und uns den Arsch aufreißen lassen oder wir können uns wieder nach oben
kämpfen, ans Licht. Wir können aus dieser Hölle aufsteigen Stück für Stück, nach oben. Nur –
ich kann das nicht für euch tun. Ich bin zu alt. Ich seh mich um und sehe eure jungen,
frischen Gesichter und denke: Meine Güte, ich habe alles falsch gemacht, was ein Mann in
mittleren Jahren nur falsch machen kann. Ich, ich hab mein gesamtes Vermögen
verplempert. Ob ihr‘s glaubt oder nicht, ich habe jeden Menschen, der mich in meinem
Leben je geliebt hat, vertrieben. Seit einiger Zeit ertrage ich nicht mal mehr den Anblick der
Visage, die ich im Spiegel sehe. Ist nun mal so, wenn man älter wird, geht einem Einiges
verloren. Ich meine, so, so ist nun mal das Leben. Aber das lernt ihr erst, wenn es losgeht mit
dem Verlieren. Dann findet ihr heraus, dass es im Leben auf die Kleinigkeiten ankommt,
genau wie beim FOOTBALL. Weil, sowohl im Leben, als auch beim FOOTBALL der Spielraum
für Fehler winzig ist. Ich meine, ein halber Schritt zu weit oder zu kurz heißt meistens, ihr
kriegt den Ball nicht. Nur eine halbe Sekunde zu schnell oder zu langsam und ihr greift
vorbei. Diesen Kleinigkeiten, die so wichtig sind, begegnen wir immerzu. Und zwar in jedem
Moment des Spiels, in jeder Minute, in jeder Sekunde. Wir kämpfen hier um jeden
Zentimeter! Für ein paar Zentimeter zerreißen wir uns selbst und jeden, der dazugehört, in
Stücke. Wir krallen uns mit den Fingern in die Erde für jeden Zentimeter. Weil wir wissen,
wenn wir die Zentimeter zusammenzählen, die wir geholt haben, ergibt das am Ende den
verdammt wichtigen Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren. Mehr noch: zwischen
Leben und Tod! Ich sag euch eins: In jedem Kampf gewinnt nur der, der für ein Stückchen
Erde sein Leben einsetzt. Und ich weiß, dass noch Leben in mir ist, solange ich auch bereit
bin, für dieses Stückchen zu kämpfen und zu sterben. Weil es das ist, was für mich LEBEN
heißt! Dieses kleine Stück, das ihr vor euch seht. Ich kann euch nicht befehlen, es zu tun. Ich
kann nur sagen, seht euch den Mann neben euch an! Seht in seine Augen, und ich glaube,
dann werdet ihr jemanden sehen, der genauso denkt, wie ihr. Ihr werdet einen Mann sehen,
der bereit ist, sich selbst für das Team zu opfern. Weil er genau weiß, wenn es darauf
ankommt, dann tust du dasselbe für ihn. Das ist ein Team, Gentlemen. Und entweder
bestehen wir jetzt als ein Team oder wir werden untergehen – als Einzelgänger. Das ist
FOOTBALL, Jungs. Mehr ist es nicht. Also, was werdet ihr tun?”

Kino: “Die Frau mit der Kamera”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Der Film von Claudia von Alemann über die das Leben und Schaffen der berühmten Fotokünstlerin Abisag Tüllmann ist von Berliner Kino Arsenal online gestellt worden.
Insbesondere beeindruckten mich Tüllmanns Bilder der Obdachlosen.
Bei den Diskussionen über Kunst erstaunt mich immer wieder, wie viel Unsinn man so in Fotos hineininterpretieren kann. Außerordentlich angenehm sind dagegen die Gedanken der Frankfurter Kollegin und Freundin Barbara Klemm.
Interessant war auch in diesem Film zu sehen, dass man das gute alte ORWO-Fotopapier aus der DDR-Produktion augenscheinlich auch im Westen trefflich gebrauchen konnte.

Mattscheibe: “Warten auf’n Bus”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Ein meiner Meinung nach ziemlich gescheiterter Versuch des RBB (Regie: Dirk Kummer), die großartige Serie “Dittsche” für Brandenburg als Stellvertreter des Ostens nachzuahmen. Dieser Verschnitt kann mich, trotz einiger guter Ideen und schöner Bilder, nicht überzeugen. Die Geschichten sind zu konstruiert und überfrachtet, die Dialoge zu gestelzt, sie erscheinen unwirklich.