Max Frisch: Aus dem Berliner Journal

Foto: Jabs

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Sabine Vogel fragt in der Berliner Zeitung vom 17.01.2014 über Max Frischs Berliner Journal:

“Nach zwanzig Jahren im Safe – eine Sensation?”
Sie bemerkt zu Problemen eines Mannes Anfang Sechzig:
“Der fast 62-Jährige hat Angst, vor dem Altern (‘So spät ist es schon?’), dem Sterben (‘noch drei, vier brauchbare Jahre’), vor dem Vergessen, alarmiert registriert er die Löcher in seinem Kurzzeitgedächtnis. ‘Man schweigt aus Unsicherheit und vergisst, was man verschwiegen hat’.”
“Er diagnostiziert den Verlust des Sinnlichen in seiner Sprache, ‘wie ausgelöscht, dieselben Wörter, aber ohne Hall. Wie im Geschlechtlichen’. Die Magie der Liebe ist verloren. Trefflich knapp konstatiert er den Zusammenhang zwischen Hormonen und Sprache: beide lassen nach.”
“Aber richtig in Fahrt kommt das Büchlein, wenn Frisch von seinen Besuchen in Ost-Berlin berichtet. … da findet das Leben statt. … Immer wieder ist Frisch von der Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft der Ostler hingerissen: ‘Das Menschliche hat Vorrang.’ … Ein naiver Romantiker ist Frisch aber nicht. Er sieht das Duckmäusertum und die grauen Gesichter.”

 

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