Im Phaidon Verlag (Berlin-Mitte, Oranienburger Str. 27) erschien in der Reihe “55” (Meisterwerke der Fotokunst) ein 13,5 x15,5 cm kleines Büchlein (10 €).
Monthly Archives: January 2014
Dem Serientitel zufolge werden 55 Fotos der berühmtesten Fotografen der Kunstgeschichte vorgestellt und einzeln besprochen.
Der einleitende Text von Luc Sante bietet einige wenig bekannte Aspekte des Werks des Granden der Dokumentarfotografie Walker Evans.
Die Motive aus dem kleinstädtischen amerikanischen Süden der 30er Jahre scheinen wie erfunden. Die einzigartigen, genialen Aufnahmen begeistern noch heute und belegen den frühen Höhepunkt seines Könnens. Seine beste Ausstellung “American Photographs” (100 Motive) präsentierte 1938 das MoMA.
Durch seine Herkunft aus einer provinziellen Mittelschicht fand Walker Evans sein Thema. Seine Bildung, die er auch im avantgardistischen Künstlermilieu Europas genoss (fotografisch inspiriert von Eugéne Atget) und sein Charakter als Voyeur und manischer Sammler machte ihn zu dem, wofür er weltbekannt wurde. Epochal sind die Bildnisse von Schildern und Schriftzügen. Ebenso grandios die Porträts aus der New Yorker U-Bahn! Nicht nur die Architekturaufnahmen sind fast ausschließlich frontal, aber immer irgendwie schön und oft durch kleine Besonderheiten lebendig.
In Biografien wird Evans als komplizierte Persönlichkeit beschrieben: auch egoistisch, arrogant, snobistisch, kalt und bissig. Seine menschliche Größe war geringer als die seines Schaffens. Er war interessiert daran, Clubs beizutreten, britische Manierismen zu kopieren und Maßschuhe zu sammeln…
Außerordentlich bemerkenswert ist, dass Walker Evans einige seiner berühmtesten Fotos z.T. sogar radikal beschnitt, um sie dem Postkartenformat anzupassen. Vielleicht wegen der Wertschätzung der Ansichtskarte als treffliche praktische Anwendung der Fotografie in der Alltagskunst?
Ärgerlich ist, dass die Abbildungen Fotos leider beschneiden, eins ist sogar seitenverkehrt! Die Bilder in meinem Anhang sind vollständig.
Uckermark: Frank Wilhelm: Das späte Comeback eines großen Malers
Der im uckermärkischen Potzlow lebende Wolfram Schubert war zur DDR-Zeit ein, vorsichtig ausgedrückt, staatsnaher Künstler und Vorsitzender des Neubrandenburger Bezirksverbandes Bildender Künstler.
Der Prenzlauer LaGa (einige LaGa-Macher sind langjährige, gute Freunde des Malers) verdankte er einen lukrativen Auftrag.
Uckermark: Prenzlaus neue Mitte von oben
Musik: CocoRosie
Dokumentation der Aufnahme in den Funkhaus-Tonstudios in der Berliner Nalepastraße:
“Es gibt einen Gott, und der heißt Musik.”
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1768512/Aufnahmezustand-CocoRosie
Fotografie: Fotografie heute
Die Fotografie hat ihre Unschuld verloren:
http://www.arte.tv/guide/de/043734-000/photo-die-neue-deutsche-objektivitat?autoplay=1
Musik: Since I Left You
Wer tanzen kann…
Diverses: “Blut ist dicker als Wasser”
Wer kennt sich exakt mit seiner Verwandtschaft aus?
Eine Großnichte 4. Grades ist eine Verwandte 10. Grades…
Kino: Alexander Payne: “Nebraska”
Wenn die Straßen der Stadt spiegelglatt sind, empfiehlt es sich, mal wieder ins Kino zu gehen – die Säle sind nur mäßig besucht.
Alexander Payne: “Nebraska”
Ein alter Mann will seinen vermeintlichen Millionen-Lottogewinn abholen und startet zu Fuß einen 1500 km langen Trip nach Nebraska. Letztlich geht einer seiner Söhne das Abenteuer ein, ihn dorthin zu führen und nicht ins Altersheim zu stecken. Aber der Junge macht eigentlich eine Reise in die kleine, triste Welt seines archetypischen Vaters. Die wenigen tiefsinnigen Gespräche verebben.
Der etwas versoffene, mitunter leicht verwirrt erscheinende Alte jagt einem irrwitzigen Traum hinterher, und er lässt sich durch nichts davon abhalten. Jeder braucht etwas, für das es sich zu leben lohnt.
Das US-amerikanische Heartland wird in der erfrischend langsam erzählten und in Schwarzweiß gedrehten Geschichte als ein graues, trostloses Land gezeigt. Es gibt wenige Menschen, die alle nicht gerade schön sind, aber ziemlich bejahrt. Einfache Leute, stinknormal und irgendwie Verlierer, traurige Verlierer! Der Humor der Kleinstadttypen ist banal und selten subtil.
Das Geld wird als Chance für gesellschaftliche Anerkennung installiert.
Der Streifen endet mit einem wunderschönen und herzerweichenden Happy End, das die zwei Stunden zu einem klasse Kinonachmittag werden ließ.
Ich verstehe “Nebraska” als Appell an meine Generation: Beschäftigen wir uns mit den Gefühlen unserer Kinder und verbringen wir erfüllte Zeit mit ihnen!
Wenn ich übrigens den zumeist als schlimmen Vorwurf gebrauchten Aufschrei: “Du bist wie dein Vater!” höre, erfüllt mich das mit wohliger Genugtuung.
Anmerkung für Kalenderfreunde:
Zu “Nebraska” passt die Seite der 32. Woche des “Augenzeuge”-Filmzitatekalenders 2003/2014:
“Die alten Träume waren gute Träume – sie gingen nicht in Erfüllung, aber ich bin froh, dass ich sie hatte. (“Die Brücken am Fluss”)
Musik: Die Toten Hosen
Kunst: Katharina Thalbach
Aus einem interessanten Interview, das Gaby Herzog für die Berliner Zeitung vom 18./19.01.2014 mit Katharina Thalbach anlässlich ihres 60. Wiegenfests am 19.01.2014 führte:
… Außerdem schaue ich gerne Fußball.
Kommentieren Sie das Spiel lautstark?
Ganz grundsätzlich lärme ich gerne! Aber da ist immer Alkohol im Spiel, dann klettere ich in einer Kneipe auf den Tisch und singe aus voller Kehle. Wenn ich in Stimmung bin, geht’s los. Ich finde es doof, dass man in letzter Zeit nicht mehr in den Bars rauchen darf. Da macht mir das Alkohol trinken schon fast keinen Spaß mehr. Ich beobachte in unserer Gesellschaft eine Tendenz zur Freudlosigkeit. Man schlägt nicht mehr über die Stränge. Wir sind sehr kontrolliert, niemand muss sich am nächsten Morgen mehr schämen, wenn er ins Büro kommt, weil er am Vorabend zur Höchstform aufgelaufen ist.
Ganz grundsätzlich lärme ich gerne! Aber da ist immer Alkohol im Spiel, dann klettere ich in einer Kneipe auf den Tisch und singe aus voller Kehle. Wenn ich in Stimmung bin, geht’s los. Ich finde es doof, dass man in letzter Zeit nicht mehr in den Bars rauchen darf. Da macht mir das Alkohol trinken schon fast keinen Spaß mehr. Ich beobachte in unserer Gesellschaft eine Tendenz zur Freudlosigkeit. Man schlägt nicht mehr über die Stränge. Wir sind sehr kontrolliert, niemand muss sich am nächsten Morgen mehr schämen, wenn er ins Büro kommt, weil er am Vorabend zur Höchstform aufgelaufen ist.
Ist das so schlecht?
In meinen Augen braucht der Mensch, genau wie er die Religion braucht, ab und zu auch mal einen Rausch. Jeder Indianer raucht mal eine Pfeife, um völlig außer sich zu sein. Das halte ich für sehr gesund. Ich bin ganz gerne mal außer mir. Dann gehört das schlechte Gewissen am nächsten Morgen genau so dazu, wie der dicke blaue Fleck, den man hat, weil man ins Klavier gestolpert ist. Wie sang noch damals die Knef: „Aber schön war es doch! Aber schön war es doch!“
In meinen Augen braucht der Mensch, genau wie er die Religion braucht, ab und zu auch mal einen Rausch. Jeder Indianer raucht mal eine Pfeife, um völlig außer sich zu sein. Das halte ich für sehr gesund. Ich bin ganz gerne mal außer mir. Dann gehört das schlechte Gewissen am nächsten Morgen genau so dazu, wie der dicke blaue Fleck, den man hat, weil man ins Klavier gestolpert ist. Wie sang noch damals die Knef: „Aber schön war es doch! Aber schön war es doch!“