Uckermark: St.-Marien-Kirche Prenzlau in ungewohnter Ansicht

Prenzlau-Marienkirche-Matthias-Walther

Matthias Walther: “Architektur im Kopf”
Der 1976 in Bayern geborene Künstler fügt alten Fotografien oder anderen Vorlagen seine gestalterischen Eingriffe – eine fiktionale Architektur – hinzu.
(Daraus habe ich diese kleine Grafik gemacht.)
 
Zu seiner Arbeit über die Prenzlauerr Marienkirche bemerkt Matthias Walther: 

“Die mächtige gotische Hallenkirche zeichnet sich insbesondere durch ihre filigrane Ostfassade, einem Backsteinbau mit feinster Gliederung, aus. Die quadratischen Türme blieben unvollendet und wirken durch ihre massigen einfachen Formen sehr markant. Erst ein origineller in ein Oktogon übergehender Aufbau mit steinverkleideten Helmen lässt die Türme in Beziehung zur Ostseite treten, so wie dies vom Erbauer durchaus gewünscht war. Der somit kompakt wirkende, aber in feiner Zierarchitektur der Fassade und Türme aufgelöster Bau wäre ein Kleinod
Brandenburgischer mittelalterlicher Baukunst.”

Fussball: Rivalität von Fußballfans

Fotos: Jabs

Fotos: Jabs

Ich kenne einen jungen Mann, den treibt die Liebe zu einem Fußballverein um. Seit vielen Jahren ist sein Leben mit dem Schicksal von Bayer Leverkusen verbunden. Er wohnt eine Ewigkeit friedlich mit einem Schulfreund in einer Zweier-WG. Beide teilen einige Hobbys. Beim Profi-Bundesligafußball verstehen sie sich nicht so richtig und keinen Spaß, da der Mitbewohner Fan Borussia Dortmunds ist. Im Laufe der Zeit und der Auseinandersetzungen zwischen diesen Mannschaften entwickelte sich ein obskures Ritual. Der Anhänger des Verlierers der sportlichen Duelle muss vier Wochen in der Bettwäsche des siegreichen Vereins schlafen.

Fussball: Fußball-Wahn

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Markus Lotter in der Berliner Zeitung vom 02./03.05.2020:

“Es hat sich jedenfalls gezeigt, und es wird sich weiter zeigen, dass der Mensch für das Glück des Profifußballs wichtiger ist als der Profifußball für das Glück des Menschen.”

Fussball: Sportforum Berlin, 29.04.2020

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Es wundert mich nicht, dass die Wege so oft durchs SF führen…
 
“Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh´ ich ans Firmament
Nach jener Seite.” 
J. W. v. Goethe

Bücher: “Book from the Ground”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

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Es gibt einen Roman, den der chinesische Künstler Xu Bing mit Emojis schrieb. Das Buch kann unabhängig von Sprachkenntnissen und auch von Analphabeten gelesen werden.

(Die ersten vier Seiten siehe oben…)

Bücher, Musik: “Östlich der Elbe”

 

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Nur, um das gleich mal klarzustellen: Ich bin heute, wie auch früher, alles andere als ein Ost-Rock-Fan! (Wenn ich mich richtig erinnere, gab es Zeiten, da war “Ost-Rock” geradezu ein Schimpfwort.)
Das Buch von Lutz Kerschowski und Andreas Meinecke habe ich mir wegen der Fotos von Ulrich Burchert etwas genauer angesehen. (Den Titel “Östlich der Elbe” finde ich ziemlich unglücklich gewählt.) Die Band Kerschowski begeisterte im FDJ-Studentenklub der Humboldt-Uni. Die Gitarre spielte übrigens Jörg “Wilki” Wilkendorf, den wir neidisch beäugten, da die Mädchen ihn bei Konzerten wegen seiner Schönheit unverschämt anschmachteten.  
In der über 350 Seiten starken Publikation werden unzählige Liedtexte chronologisch sortiert präsentiert, die sich Lutz Kerschowski von Kollegen besorgte. Die Schwarzweißfotos Ulrich Burchert hatte die Idee, seine Schwarzweißfotos mit Texten zu verbinden. Sie spiegeln das Geschehen um die Konzerte in der Zeit von 1970 bis 2018. Dabei ist zu bemerken, dass der Druck auf sehr schönem Papier (Luxoart Samt), auch wegen der klaren Gestaltung und der verwendeten Typografie (T-Star) sehr angenehm wirkt.   
DDR-Musik war in vielen Fällen liedhaft, sehr textbetont. Und die Musiker hatten wohl fast alle eine solide fachliche Ausbildung. 
 
Zitat Kurt Demmler: “Ostrocker sind wie die Sonne, gehn im Osten auf und im Westen unter.”
 
Hier ein paar großartige Texte:
Bettina Wegner: “Kinder”

“Sind so kleine Hände, winz`ge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.
Sind so kleine Füsse, mit so kleinen Zeh`n.
Darf man nie drauf treten, könn`sie sonst nicht geh`n.
Sind so kleine Ohren, scharf und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub.
Sind so schöne Münder, sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.
Sind so klare Augen, die noch alles seh`n.
Darf man nie verbinden, könn`n sie nichts versteh`n.
Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen, geh`n kaputt dabei.
Ist so`n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.
Grade klare Menschen, wär`n ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat, hab`n wir schon zuviel.”

Bettina Wegner: “Wenn alle Menschen dieser Erde”
(nach Peter Härtling)
“Wenn alle Menschen dieser Erde
nicht ewig wie die Hammelherde
sich in ihr Schicksal brav ergäben
statt endlich wirklich loszuleben
Wenn Feigheit unser Tun nicht lähmte
kein Mensch sich seiner Schwäche schämte
wenn wir einander Wärme schenkten
und den, der anders ist, nicht kränkten
Wenn alle Menschen Bäume pflanzten
Kanonen, Panzer jetzt zertanzten
Wenns keine Armen gäb, noch Reiche
und alle teilten wir das Gleiche
Wenn Eltern wieder Kinder wären
und lernen würden, statt belehren
Wenn wir einst Staat und Macht nicht kennen
kann man die Freiheit Freiheit nennen
Wenn wir dies Leben einmal fänden
ganz fest uns hielten bei den Händen
dann hätten unsre Träume Sinn
denn Menschsein wäre ein Beginn”

Gerhard Schöne: “Erwachsen”
“Du glaubst an keine Wunder mehr
Du bist ja so erwachsen
Zum Fliegen ist der Mensch zu schwer,
Nein in der Muschel rauscht kein Meer
Das sind nur Kinderfaxen!
Und sagst du nicht mehr Oh und Ah
Wenn Wunderkerzen funkeln
Kein Märchen geht dir heut noch nah, kein Engel ist mehr für dich da
Du gehst allein im Dunkeln
Du bleibst vor keinem Zirkus stehn
Den Clown kannst du entbehren
Der Fakir mag durch’s Feuer geh’n, der Zaubrer mag durch Wände sehn
Es ist alles zu erklären!
Kein Mozart und kein Mondenschein
Verleitet dich zum Schwärmen
Die Sterne sind aus kaltem Stein,
Der Mensch besteht aus Fleisch und Bein
Und Luft in den Gedärmen!
Die Wundertüte ist nun leer
So nüchtern ist dein Leben
Und in der Muschel rauscht das Meer
Ein Stern gibt Zeichen von weit her
Ein Engel regelt den Verkehr
Der Clown tanzt mit dem Zottelbär
Verliebte schweben hin und her
Und Wunder mehr und Wunder mehr
– Und du stehst blind daneben!”
 

Pankow: “Langeweile”
“Den alten Krimi so oft gelesen
Rohe Spaghetti zu viel gekaut
Zu lange geschlafen
Zu oft gebadet
Und vor allem zu viel Fernsehen geschaut
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Zu viele Frauen nur angeseh’n
Zu viel nur mit mir rumgespielt
Zu viel gesoffen
Zu viel geredet
Zu viele Nächte, wo nichts passiert
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Das selbe Land zu lange geseh’n
Die selbe Sprache zu lange gehört
Zu lange gewartet
Zu lange gehofft
Zu lange die alten Männer verehrt
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert
Ich bin rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Zu viel rumgerannt
Ist doch nichts passiert”

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