Uckermark: Kindheit in Schmachtenhagen

Foto: Jabs

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Es tauchte gerade ein heimatlich uckermärkisches Idiom aus den Tiefen der versteckten Erinnerungen ins Bewusstsein auf.

Meine Großeltern sprachen von ihrem “Gästebett” (das war ein Strohsack in einer klitzekleinen Kammer), in dem ich ab und zu schlafen durfte, immer von einer “Furz-Molle”.

Fussball: Das erste Mal

Bastelei-Jonathan

Die Freunde des Fußballsports lesen oder hören so oft diesen Standard: Mein erstes Stadionerlebnis prägte mich für das gesamte Dasein… Union gegen Fortuna Düsseldorf, Lok Prenzlau gegen FC Carl Zeiss Jena, Bayern gegen Barca, Aktivist Senftenberg gegen Chemie Böhlen, Schalke gegen Dortmund, epische Schlachten… An das erste Mal erinnern sich alle! 

Was wird es bedeuten, wenn ein Mann mal seinem Kind erzählt: 

Am 30. Oktober 2020 war ich mit meinem Vater und Opa auf dem legendären Tesch-Sportplatz, eng eingebettet in Häuserschluchten des Prenzlauer Bergs. Freitagabend, Regen, kalt. Die Alte-Herren-Mannschaften von Rotation Prenzlauer Berg und der SSG Humboldt kreuzten in einem Bezirksliga-Punktspiel ihre Klingen. Um in dieser Liga mitspielen zu können, müssen die Männer mindestens 50 Jahre alt sein, das bemerkte selbst ich als Fünfjähriger – kein Mensch auf dem Kleinfeldplatz rannte, aber fast alle schrieen Anweisungen oder schimpften lauthals. Eine fast klamme Stimmung, die ich von den Profispielen im Fernseher gar nicht kannte. Humboldt, die Mannschaft meines Großvaters lag schon zur Halbzeit 0:4 in Rückstand und war eigentlich total chancenlos. Meine Sympathien gehörten ihr trotzdem, denn: “Der Torwart von Rotation ist aber dick!” Und eigentlich wollte ich wissen, ob mein Opa wieder halbwahre Geschichten erzählt hatte: “Pullert euer Stürmer wirklich immer an einen Baum, während die anderen Spieler sich warmmachen?” Ich fror und hatte Hunger. der alte Opa hatte Mitleid und fuhr mich mit dem Fahrrad nach Hause. Dabei sang ich ihm zum Gefallen sein Vereinslied: “Spielt unsere Erste in schwarz und weißer Tracht, dem Zuschauer schon das Herz im Leibe lacht!” Daheim angekommen resümierte ich: “Das hat aber Spaß gemacht, beim nächsten Spiel gehen wir aber nicht zur Halbzeit nach Hause, versprichst du mir das?“ 

Diverses: Von der Pandemie profitierende Geschäfte

Foto: Jabs

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102-Veloist

Meine doch recht gemächlich absolvierten Alltags- und Ausfahrten werden mit einem stinknormalen Drahtesel erledigt.

Nun vernahm ich gerade ein bislang noch nie gehörtes Wort: “Veloisten” – schicke, moderne Zeitgenossen treten Bikes mit Titanrahmen und Carbon-Zahnriemen. Der Trend geht anscheinend zu hochpreisigen Designer-Zweirädern, welche mit zusätzlichen Motorantrieben bestückt sein können, die rasende Hochgeschwindigkeitsjagden ermöglichen.

Kino, Mattscheibe: “Cold War” in der Flimmerkiste

Foto: Jabs

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Der Film Pawel Pawlikowskis nach seinem großen Wurf “Ida” ist eine großartige, abenteuerliche Liebesgeschichte. In Schwarzweiß gedreht und gar nicht so toll, wenn auch melancholisch erzählt, trotzdem irgendwie ein Epos. Aber uneingeschränkt ein Meisterwerk der Bildsprache! Wunderbare Porträts schöner Menschen, atemberaubende Szenen! Einfach klassische Konstruktionen fesseln den Zuschauer.
Vielleicht hat der eine oder andere diesen Film in seinem Lichtspieltheater verpasst – Am Montag, den 16.11., um 20:15 Uhr läuft er auf Arte:

Fotografie, Kino: Roy Andersson

Foto oben: Jabs

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Die Filmbilder Roy Anderssons sprechen Bände…

Diverses: Memento mori

Foto: Lengtat

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Für einen guten Freund ergab sich eine hervorragende Möglichkeit, seiner Großmutter zu gedenken.

Das von ihr geliebte, an einer Wand abgestellte, Fahrrad wurde mit der Zeit immer mehr zu einem sehr schönen symbolhaften Bild.

Viel herzlicher, nachdenklicher, “lebensnaher” kann man seine Oma wohl nicht feiern.