Category Archives: Kino

Fotografie, Kino: “Das Jahrhundert des Henri Cartier-Bresson”

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: J. Jabs

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: J. Jabs

Henri Cartier-Bresson:
“Gut ist das Einfache.”
“Das Foto, wie ich es liebe, ist schwarzweiß. Denn Schwarzweiß ist eine Umsetzung. Es ist eine Abstraktion. Natürlich gibt es Farbe, das ist aber überhaupt nicht meine Welt.”
“Innerlich leer werden, damit die Dinge mit um so mehr Kraft zu einem kommen.”
“Das Vergnügen liegt in der Geometrie, darin, dass alles an der richtigen Stelle ist. Der Rest kommt vom Unterbewusstsein.”
“Sehen lernen erfordert ungeheuer viel Zeit. Es muss ein Sehen sein, das Gewicht hat.”
Es erscheint schier unglaublich, aber man findet immer wieder noch nicht gesehene Motive dieses Künstlers.
Eine wunderbare Dokumentation über den unumschränkten Großmeister der Fotografie:

http://vimeo.com/53066486

Kino: Die Olympischen Winterspiele beginnen!

Grafik: Jabs

Grafik: Jabs

“Das weiße Stadion”, ein toller Olympiafilm über die II. Winterspiele 1928 in St. Moritz wurde wiederentdeckt und restauriert.
Den Eid der Sportler sprach Hans Eidenbenz:
“Wir schwören, dass wir uns zu den Olympischen Spielen stellen als loyale Konkurrenten, dass wir deren Regeln hochhalten wollen und dass wir sie zur Ehre des Sports im Geiste echter Ritterlichkeit durchführen werden.”

Kino: Alexander Payne: “Nebraska”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Wenn die Straßen der Stadt spiegelglatt sind, empfiehlt es sich, mal wieder ins Kino zu gehen – die Säle sind nur mäßig besucht.

Alexander Payne: “Nebraska”
Ein alter Mann will seinen vermeintlichen Millionen-Lottogewinn abholen und startet zu Fuß einen 1500 km langen Trip nach Nebraska. Letztlich geht einer seiner Söhne das Abenteuer ein, ihn dorthin zu führen und nicht ins Altersheim zu stecken. Aber der Junge macht eigentlich eine Reise in die kleine, triste Welt seines archetypischen Vaters. Die wenigen tiefsinnigen Gespräche verebben.
Der etwas versoffene, mitunter leicht verwirrt erscheinende Alte jagt einem irrwitzigen Traum hinterher, und er lässt sich durch nichts davon abhalten. Jeder braucht etwas, für das es sich zu leben lohnt.
Das US-amerikanische Heartland wird in der erfrischend langsam erzählten und in Schwarzweiß gedrehten Geschichte als ein graues, trostloses Land gezeigt. Es gibt wenige Menschen, die alle nicht gerade schön sind, aber ziemlich bejahrt. Einfache Leute, stinknormal und irgendwie Verlierer, traurige Verlierer! Der Humor der Kleinstadttypen ist banal und selten subtil.
Das Geld wird als Chance für gesellschaftliche Anerkennung installiert.
Der Streifen endet mit einem wunderschönen und herzerweichenden Happy End, das die zwei Stunden zu einem klasse Kinonachmittag werden ließ.
Ich verstehe “Nebraska” als Appell an meine Generation: Beschäftigen wir uns mit den Gefühlen unserer Kinder und verbringen wir erfüllte Zeit mit ihnen!

Wenn ich übrigens den zumeist als schlimmen Vorwurf gebrauchten Aufschrei: “Du bist wie dein Vater!” höre, erfüllt mich das mit wohliger Genugtuung.
Anmerkung für Kalenderfreunde:
Zu “Nebraska” passt die Seite der 32. Woche des “Augenzeuge”-Filmzitatekalenders 2003/2014:
“Die alten Träume waren gute Träume – sie gingen nicht in Erfüllung, aber ich bin froh, dass ich sie hatte. (“Die Brücken am Fluss”)

 

Kino: “Blue Jasmine”

Karikatur: Janosch

Karikatur: JanoschWoody Allens aktueller Film konnte mich, im Vergleich zur landläufigen Kinokritik, nicht begeistern. 

 

Woody Allens aktueller Film konnte mich, im Vergleich zur landläufigen Kinokritik, nicht begeistern.
Die Geschichte erscheint vorhersehbar.
Ein grandioser Lichtblick ist die Schauspielkunst der unbeschreiblich schönen Cate Blanchett!
Übrigens gewann sie heute einen Golden Globe als beste Schaupielerin!
Falsch im Film ist übrigens Erklärung, dass Anthropologen keine Fossilien ausbuddeln, sondern Archäologen. Paläontologen suchen Fossilien.
Bei meinem Besuch eines Lichtspielhauses im Kiez bestätigte sich die eherne Kinoregel: Wenn man den Streifen genießen will, sollte man sich besser neben Liebespärchen als zu zwei miteinander befreundeten Mädchen setzen – die erklären sich mitunter nicht nur die Handlung, sondern beichten ihre amourösen Abenteuer der letzten Woche.

http://wwws.warnerbros.de/bluejasmine/

http://www.sueddeutsche.de/kultur/blue-jasmine-im-kino-aberwitziger-selbstbetrug-1.1811253

 

Kino, Uncategorized: An einem Montag, unserem Saunatag, kommt ein Film über die Sauna im Fernsehen…

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Ein trauriger Männerfilm über Männerfreundschaften finnischer Männerseelen, die sich in der Sauna öffnen.
Schwitzkästen scheinen sich bei diesem Volk sogar in Telefonzellen zu befinden oder im Beisein von Bären… In abgeschlossenen Räumen und bei großer Hitze werden schlimme Schicksale erzählt. So ernsthafte Texte begleiten mitunter lustigen Bilder.
Dabei hört man Sätze, über die es nachzudenken lohnt:
“Man bekommt nur so viel Unglück, wie man tragen kann.”
“Es gibt viele Arten der Liebe.”
Und ich muss zugeben, dass nackte Männer (nicht nur im Norden) wirklich nicht so toll aussehen.
Eine großartige Schlussszene beendet diese Dokumentation, in der man über die Rechtschreibung in den Untertiteln hinwegsehen muss:

http://www.arte.tv/guide/de/042650-000/nackte-manner-nackte-wahrheiten

Kino: Gedanken-Züge von Timo Novotny

alle Fotos: Walker Evans

alle Fotos: Walker Evans

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U-Bahnen sind Gedankenzüge!

Selten sah ich einen so intensiven Dokumentarfilm!

Grandios! Beeindruckende Bilder und unglaublich intelligente Texte, vortrefflich illustriert von einfühlsamer Musik (Sofa Surfers!). Die Dokumentation (OmU) ist einfach brillant gemacht!
Vielleicht schon pittoreske Beobachtungen in den Zügen und ein Loblied auf die U-Bahn von New York (24 Stunden in Betrieb), Los Angeles, Tokio (lautes Telefonieren ist verboten), Hongkong und Moskau (majestätische Stationen). In der japanischen Hauptstadt drücken “Pusher” Passagiere in die überfüllten Waggons, in denen “Grapscher” ihren sexuellen Perversionen freien Lauf lassen. Eine Linie gilt als Eldorado für häufige rituelle Selbstmorde.
Es werden viele Geschichten erzählt – auch in wunderbar langen Einstellungen.
Ein Großteil der Handlung spielt selbstverständlich im Dunkeln der Untergrundzüge, dazu lässt die oft mystische Musik die Gedanken des Zuschauers mäandern…
Einiges erinnert an die Kinoikonen von Jim Jarmusch: an die Nachtszenen und Hip Hop-Klänge bei Ghost Dog, an die Kamerafahrten bei Down by Law…
Ganz anders als die Antlitze in der Subway-Serie des legendären amerikanischen Fotografen Walker Evans kommen die Gesichter im Film daher, das verwundert kaum: Die Motive stammen nicht aus den Dreißiger Jahren, sondern aus dem Jahr 2012.
Timo Novotny drehte einen modernen Streifen: spektakuläre Ansichten, rasante Schnitte, Zeitraffereinstellungen, dynamische Anschnitte, ungewöhnliche Kameraperspektiven (Weitwinkelaufnahmen aus Bodennähe) korrespondieren immer angenehm mit den inhaltlichen Aussagen.
Dieses Werk sollte man wirklich genießen – auch weil unzählige Denkanstöße geliefert werden.

Ein New Yorker U-Bahn-Poet rezitiert:
“Aus einem grauen Himmel kam ein hellblauer Vogel.
Er setzte sich auf meine Fensterbank, und für einen Moment lang, nicht länger als ein Sonnenstrahl in einer Welt der Zeit, blickten wir einander an.
Dann hob er seine blauen Flügel und kehrte ins Grau zurück.
Ich kämmte mein Haar, putzte meine Zähne.
Ich zog mich an. Danach trank ich meinen Morgentee und ging zur Arbeit.
Als das Grau zu Gelb geworden, und von Gelb in ein sanftes, zartes Braun übergegangen war,
packte ich meine Sachen und ging nach Hause.
Ich wollte nachsehen, ob er abends wiedergekommen war.
Warum? Das kann ich nicht so recht sagen.
Aber vielleicht ist es das, wohin die Einsamkeit führen kann.
Um sich dem Tag zu stellen, braucht man Vertrauen und die Einstellung, weiter machen zu wollen.
Vielleicht kann die Welt des Verstandes die Antriebskraft sein, Gott, oder irgendetwas… Vertrauensvolles!
Doch was auch immer man sagt: Die Existenz in diesem gefahrvollen Leben erfordert Vertrauen!”
Zitiert wird auch Winston Churchill: “Wir formen unsere Gebäude und danach formen unsere Gebäude uns.”

Fotografie, Kino: Ich werde nicht müde, die Dinge, die ich liebe, zu preisen: Henri Cartier-Bresson

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: Jabs

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: Jabs

“Wenn Gott Fotos machen würde, sähen sie aus wie diese!”
Für Henri Cartier-Bresson gilt wohl der Satz, den Saint-Exupéry den kleinen Prinzen sagen lässt: “Man sieht nur mit dem Herzen gut.” So ist er offen für die Schönheit der Welt.
Was der Großmeister auf seinen Film bannt, ist unglaublich! Und wie er das macht ist in dieser Dokumentation zu bewundern: Mit geradezu grazilen Schritten umtanzt er die Leute auf der Straße.
“Fotografieren heißt jagen ohne zu töten.”

http://www.youtube.com/watch?v=VR7JPiLyDGk

Fotografie, Kino: Robert Frank

Foto: Robert Frank

Foto: Robert Frank

Leaving Home, Coming Home – A Portrait of Robert Frank (2005)
Ein Dokumentarfilm über das bewegte Leben des US-amerikanischen Großmeisters, der die Kameraleute auch mal unwirsch abweist: “Die Bilder sollen sprechen, nicht ich!”
Der Streifen stimmt traurig, wenn Robert Frank das Verschwinden vieler schöner, früher dokumentierter Plätze in New York feststellt oder den Verlust seiner Kinder beklagt.
Interessant, dass der wegen seines eine Nation charakterisierenden Bildbands “The Americans” (Vorwort Jack Kerouac) weltberühmte Fotograf auch filmte (die Schriftsteller der Beat Generation, die Stones).

http://www.youtube.com/watch?v=bt97Jomj5nw