Monthly Archives: February 2021

Diverses: Corona-Postkarte

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Corona-PK-II-Text

 

Ich habe eine zweite Postkarte zum Thema “Pandemie 2020/21″ angefertigt.

Das Foto entstand bei einer der zahlreichen Radtouren “Rund um Berlin”. Der gesammelten Begriffe fielen mir bei der Lektüre einer Tageszeitung im Verlauf des letzten Jahres auf.

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache registrierte übrigens 1200 Neologismen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie:

Diverses: Wiederverwendet!

Foto: Jabs

Foto: Jabs

102-Sero

Früher sammelten wir Altstoffe, heute betreibt man Recycling.
Es gibt nicht so viel, was ich in der DDR toll fand, aber die Idee von Wiederverwertung lebe ich noch heute: Geschenke werden in Zeitungspapier eingewickelt, Briefumschläge kann man bekleben und erneut versenden, Notizzettel fertige ich aus den Rückseiten beschriebenen Papiers…

Bücher, Diverses: Patti Smith im Kopf durch Berlin

Fotos, Gestaltung: Jabs

Fotos, Gestaltung: Jabs

Vor meiner Haustür beginnt New Yorker Pop-Ikone einen Spaziergang durch Berlin. Er führt sie dann auch zum in meiner Mittagspause unzählige Male besuchten Dorotheenstädtischen Friedhof.   
Sehr interessant ist es, wenn man hört, wo und weshalb Patti Smith fotografiert.
Nele und Angela Winkler (RambaZamba Theater) erzählen die wunderbare Geschichte. Etwas kompliziert wird das Zuhören, wenn Tochter Nele rezitiert.
Zitat: “Die Gedankenwelt eines Kindes ist wie ein Kuss auf die Stirn, offen und unbefangen. Sie dreht sich wie die Ballerina auf einer mehrstöckigen Geburtstagstorte mit viel Zuckerguss, giftig und süß.”

Bücher: Ein wahres Kleinod: George Saunders “Herzlichen Glückwunsch übrigens”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Untertitel: Ein paar Gedanken zur Güte
 
Ein alter Sack, der die spannendsten Tage seines Lebens schon hinter sich hat, will den Jungen, die das Schönste noch vor sich haben, altersbedingt gewonnene Weisheiten aufzwingen. 
Es handelt sich um eine ungewöhnlich kurze Rede des so klugen und lebenserfahrenen Mannes, die dieser für eine Gruppe von jungen, brillanten Menschen, die gerade ihr Studium beendeten, zum Besten gibt. 
Es beginnt mit einer ewigen Frage: “Was würdest du in deinem Leben anders machen, wenn du heute die Möglichkeit hättest, einen anderen Weg zu gehen?” 
 
Dazu möchte ich anmerken, dass  ich die Antwort: “Also ich würde nichts anders machen” nur selten verstehe. 
Ich weiß nämlich wirklich nicht, ob ich überhaupt etwas noch mal so machen würde, wie damals. Schon als Schüler überlegte ich, wie ich die Mädels aus meiner Klasse auf mich aufmerksam machen könnte. Ich war weder der größte, noch der schönste oder lässigste. Also versuchte ich, die süßen Jungfern zu beeindrucken, indem ich fleißig lernte und den Anschein von Klugheit erweckte. Fazit: Ich galt als Streber. Dann begann ich intensiv zu trainieren, um als guter Sportler zu begeistern. Fazit: Mein Talent entsprach nicht meinem Anspruch. Dann ließ ich die Haare wuchern, um auszusehen wie die Idole aus dem Beat-Club. Fazit: Die flotten Feger aus der Klasse unter mir meinten nur, ich ähnle einem Fußballer von Hansa Rostock und nicht Jim Morrison. Die Namen der angebeteten wunderschönen blonden, schlanken, langbeinigen Zuckerschnuten verschweige ich bis heute. Die Liebe zu meinen guten Freunden blieb hingegen zeitlebens nicht unerwidert. Wobei sie genauso platonisch war, wie die zu den Mädchen.   
 
George Saunders erklärt in seinem kleinen Büchlein auf unglaublich eindrückliche Weise, worauf es im Leben eigentlich ankommt
Es geht schlicht darum, GÜTE zum Mittelpunkt seines Daseins zu machen. Nun ist dieser Begriff in seiner Bedeutung nicht glasklar, vielleicht sogar etwas schwammig. Wenn man Güte als Nächstenliebe begreift, könnte man diesen Lebensplan als christliches Ideal definieren. Aber vielleicht geht es um noch mehr: Ist Güte vielleicht nur friedvolles persönliches Existieren und inneres Wirken? Vielleicht geht man dabei nicht mal aktiv auf andere Menschen, wie bei der Nächstenliebe, zu? Ich habe vor vielen Jahren einen so großherzigen Menschen, eine Diakonisse aus West-Berlin,  kennengelernt, der man nur noch nacheifern wollte – es hat leider nicht vollständig geklappt. 
Jedenfalls fiel ich wenigstens nicht auf dem Gegenentwurf der puren Güte herein. Er besteht wohl  in der anscheinend dominierenden Lebensmaxime: Erfolg im Beruf, materieller Besitz, Selbstverliebtheit und Spaß ohne Unterlass haben. Wobei dieses Streben materiellen Reichtum, das Verreisen und lustige Feiern mitnichten ausschließt. Ganz wichtig: Haltet die Augen offen, lernt Menschen kennen und vor allem: verliebt euch! Aber im Alter werden solche Ideale ohnehin immer unwichtiger. Wenn Kinder den Alltag bereichern, verschieben sich die Wertigkeiten. Ich will nicht mehr Olympiasieger werden – ja, ich kann es gar nicht, konnte es noch nie. Mit dem Alter wird man etwas milder, der Egoismus schwindet zusehends. Man nimmt sich nicht mehr so wichtig. Ob ich noch einen Kalender erarbeite, noch so schöne Ideen umsetze oder in der Alte-Herren-Bezirksklasse ein paar Gegentore verhindern könnte, ist nichts gegen das faszinierte Lächeln eines Enkels beim gemeinsamen Geschichten erzählen. Wenn er sich meiner als ein gütiger, liebevoller Großvater erinnert, ist es mir Lohn genug!    
Ich glaube fest, dass es uns glücklicher machen würde, wenn Güte der erstrebenswerte Mittelpunkt der Menschheit würde. 
Mir ist aber selbstverständlich vollkommen klar, dass das eine totale Utopie ist, reine Träumerei.
 
George Saunders schuf ein wunderbares Stück Literatur. Wer das nicht liest, ist…
 

Zitate: 

“Wir sind es uns schuldig, das Beste aus uns zu machen.”
“Vermeidet alles, was euch klein und gewöhnlich macht. Dieser leuchtende Teil von euch, der über eure Persönlichkeit hinausgeht – nennen wir ihn mal Seele -, kann so hell und klar leuchten wie nichts sonst auf der Welt.”

Bücher, Fussball: Campino: “Hope Street”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

“Es geht um mehr als nur Leben und Tod”
 
Campino schafft es in der Tat, zu erklären, wie die glühende Liebe zu einem Fußballverein funktioniert. Gerade der bewundernswerte, beinharte Fan des FC Liverpool taugt als ein prädestiniertes Beispiel für ein verrücktes Leben eines Anhängers einer Mannschaft, die auch ich sehr verehre. Einem völlig normalen Menschen zu vermitteln, wie ein Fußballfan tickt, ist übrigens ein Ding der Unmöglichkeit. In dieser Erzählung erahnt man nebenher auch, welche Magie dieser wunderschöne Ballsport entwickeln kann. Das verspüre auch ich ab und an​, nein: viel zu oft​
Im Laufe meiner Lebensjahre ist mir der Sänger der Toten Hosen eigentlich noch sympathischer geworden, als er es als uriger Punk schon immer war. 
Mit diesem Buch habe ich aber ein paar Probleme. Mir stockt der Erzählfluss zu oft. Campino streut ununterbrochen nebensächliche Informationen in den Text, die einfach uninteressant sind: Wer was aß und trank, wo saß, was anhatte, wohin blickte…
Lesenswert ist die frühe Familiengeschichte der Freges in Düsseldorf, Metzkausen und Cornwall. Zu viele Details machen diese Berichte aber dann doch etwas langweilig.
Das Reisetagebuch Campinos finde auch nicht gerade spannend. Er berichtet von Filmaufnahmen an den Drehorten von Wim-Wenders-Filmen in Nordamerika, bei denen er Kommentator war, dann schaut er sich in Großstädten wieder die Spiele seines Herzensvereins an, um sogleich wieder nach Europa zurück zu fliegen – nach Frankfurt/M., aber sofort weiter nach Neapel, um dort ein Champions-League-Duell zu besuchen. Seine wohl eher vernünftige Frau ermahnt ihn für solche Aktionen regelmäßig. Und das schlechte Gewissen äußert sich darin, dass Campino doppelte “Kompensationsgebühren” für die Flüge bezahlt. Er glaubt so, ein bisschen zu einem aktiven Umweltschützer zu werden. Man fliegt zu den Spielen und rettet nebenbei die Welt dabei ein bisschen. Mir erscheint es dekadent, dass man in einer Arbeitspause mal eben von was weiß ich wo nach Manchester fliegt (dahin gehen wohl die meisten Flüge von Deutschland nach England), um mit dem Taxi weiter nach Liverpool zu düsen, sich dort das Spiel ansieht, dann auf Einladung des Vereins oder des Teammanagers Klopp sich auf der eventuellen Siegesfeier in intimen Rahmen des LFC vergnügt und schließlich mit dem Sohn des Trainers zum Anwesen der Familie Klopp kutschiert, um dort den einen oder anderen Absacker zu nehmen. Des Nachts fährt man in das Hotel am Airport Manchester zurück.     
Die Spielberichte der Saison 2019/20, in der die Elf von Anfield endlich wieder Meister wurde, sind heute nur noch für eingefleischte LFC-Fans von Belang. 
Für die geneigten Fußballliebhaber liefert Campino interessante Interna aus dem Umfeld des LFC, sie kommen bei der Lektüre durchaus  auf ihre Kosten. Er ist doch eng mit der Familie Jürgen Klopps befreundet, ist Kumpel und Trauzeuge Sami Hyypiäs, kennt Markus Babbel, Jerry Jeremies, Peter Crouch, Jerzy Dudek, Didi Hamann und Kalle Riedle gut. 
 
Dennis Scheck hat “Hope Street” in seiner Literatursendung “Druckfrisch” für mich überraschend über den grünen Klee gelobt​. 
Anm.: ​Bei dem Buch stört es mich, dass die für den Schutzumschlag und den Leineneinband verwendete rote Farbe nicht das Rot des LFC ist, sondern eher ein Orange. 
PS: Ich würde Campino gern die Frage stellen: Ist es nicht viel leichter ein Buch zu schreiben, wenn man nicht vom erfolgreichen Verkauf desselben abhängig ist? Er ist da sicher kein allzu großes Risiko eingegangen, da er finanziell bestimmt nicht darauf angewiesen ist. Zumal er davon ausgehen kann, dass die Toten-Hosen-Fans diesem Lietaturversuch garantiert wohlwollend entgegenkommen.       
 
 
Die Toten Hosen (1994): Long way from Liverpool
 
My heart it gets so heavy
by the end of May,
but when it gets to August
you know I’ll feel okay.
I didn’t choose to be born here, 
it’s just a freak of birth,
but before I die here
I wanna kiss that turf. 
 
Cause it’s a long, long way from Liverpool,
where the boys go crazy and the girls are cool, 
and no one sings like the Kop can do. 
We love you. 
 
The bread’s on the table,
the car’s in the drive.
but I don’t wanna stay here,
I just wanna survive. 
I know I’ll never walk alone
and my favourite colour’s red,
as long as I’m so far away
I may as well be dead.
 
 
Zitat Jürgen Klopp auf seiner ersten Pressekonferenz in Anfield: “Es ist nicht wichtig, was die Leute denken, wenn du kommst. Es ist wichtig, was die Leute von dir denken, wenn du gehst.”


 
 
 

Fussball: Ein spektakuläres, aber illusionäres Fußballspiel um den Uckermark-Sommerpokal 2021

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Zum Thema “Geschichten aus einer Kindheit”Den Großvater erreichte heute ungewöhnlich spät nach einem Oma-Opa-Tag ein Anruf: „Ich bin lieb: Weil du doch vorhin Kopfschmerzen hattest, habe ich dir nicht gleich eine Sprachnachricht geschickt. Immer, wenn wir uns verabschiedet haben, fällt mir noch was ein. Kannst du bitte den dritten Torwart Yann Sommer auf meiner Liste ausradieren und den Torwart von Holstein Kiel, wie heißt der noch?, aufschreiben?“ „Ach ja, Ioannis Gelios. Und wir brauchen noch Ersatztrainer. Papa, wie heißen die noch? Ach ja, Co-Trainer. Also ich einen Co-Trainer und du einen Co-Trainer. Hoffentlich sind deine Kopfschmerzen bald vorbei.“

Das Großvater-Enkel-Gespann lässt seiner manchmal überbordenden Fantasie ihren freien Lauf…
Seit ca. fünf Wochen plant Jonathan ein großes Fußballspiel in Großvaters Heimat: Der Sommerpokal Uckermark 2021. Auf dem Dorfbolzplatz im Schmachtenhagen will er mit einem von ihm zusammengestellten Team gegen eins von Opa spielen. Am 21. August dieses Jahres führt er als Kapitän seine Mannschaft auf den Rasen. Nach immerwährenden Umstellungen im Kader stehen z. B. solche Größen wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Manuel Neuer, Robert Lewandowski, Toni Kroos, Erling Haaland, Joshua Kimmich für seine Elf einem bunten Haufen gegenüber, den Opa nominierte: vornehmlich Alte-Herren-Fußballer von Humboldt. So laufen u. a. Kimme, Micha Steinhöfel, Mike Bracklow, Zico Ziemer, Fiete, Steini, Flachi und Petzi auf. Immer wieder will Joni Prognosen zum Spielausgang erfahren und freut sich diebisch, wenn der Großvater sich totlacht: „Das wird das höchste Ergebnis in der Geschichte des Fußballsports, ich glaube, das Spiel geht zwei Millionen zu null aus!“
Nach tage-, wochenlangen Überlegungen, ewigen Korrekturen und Ergänzungen wurden Ersatzspieler gefunden, Trainer vorgeschlagen (Wolfgang von Rotation und Leuchtturm von Humboldt), ein auf einem Hochsitz thronenden Schiedsrichter und Linienrichter benannt: Klaus, Ilona, Rosi und Jonis Oma, die sogar mit einem Stuhl bedacht wurde. Es gibt selbstverständlich einen Masseur – Manne. Jede Mannschaft hat einen Arzt – Moritz Uhlig und Henning Ohnesorge. Balljungs erscheinen nicht erforderlich – der Platz liegt in einer Senke – der Ball rollt von selbst aufs Grasgeviert zurück. Die Kontrahenten finden Maskottchen, jeweils ein Tier, das in der Uckermark lebt (für das ein Tierpfleger verantwortlich zeichnet), und ein „Stofftier“. In Jonis Team ist das ein Igel und Bowser (eine Computerspielfigur aus der Super-Mario-Reihe), in Opas Team ein Mäusebussard und Ritter Keule vom 1. FC Union. Unklar ist noch, welche Schlachtrufe gebrüllt werden sollen und wer die Nationalhymne singt. Beide Mannschaften können zwölf namentlich benannte Zuschauer ihrer Wahl einladen, die kein Eintrittsgeld zu bezahlen brauchen. (Selbstverantwortlich sollen diese Sonnenöl und -schirme mitbringen.) Ei

n ​​​Arbeitskollege Papas ist für Essen und Trinken verantwortlich, wichtig sind die Sportgetränke. Er muss auch für leere Getränkekisten sorgen, „denn für das Leergut bekommen wir ja Flaschenpfand zurück.“ Er muss auch die VIP-Gäste betreuen. „Die sollen 100 Euro bezahlen und haben einen Diener, der bringt ihnen eine Bockwurst und Jever Bier.“

Probleme bereiten den Veranstaltern wegen der Corona-Probleme und der Verhältnisse in Schmachtenhagen die Möglichkeiten zum Umziehen. Es gibt keine Kabinen. Alle müssen sich in Gebüschen umziehen – Größter Brüller: „Petzi muss sich mit Messi umziehen! Nach dem Kick baden Spieler und Zuschauer im See. Dann macht Onkel Bolli ein Mannschaftsfoto. Darauf muss das Ergebnis stehen. Das unterschreiben alle und können es dann nach Hause mitnehmen.“ Der Sieger bekommt eine selbstgebastelten großen und der Verlierer einen kleinen Pokal. Alle anderen Mitwirkenden erhalten Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen.Jonis Mama versucht einer großen Enttäuschung vorzubeugen. Sie erklärt ihm, dass dieses Spiel niemals stattfinden kann. Messi und die anderen Fußballgrößen werden nie in die Uckermark anreisen. Die Entfernung von Barcelona ist viel zu groß. Sie haben auch keine Zeit für solche Mätzchen. „Aber Mama, alle Spieler bekommen doch vier Euro vom Eintrittsgeld!“ Die Antwort: „Messi verdient so viel Geld, dass er dem Obdachlosen in unserer Straße 1000 Euro schenken könnte, ohne das er das in seinem Portemonnaie überhaupt merkt.“  macht den Kleinen sehr nachdenklich.