Monthly Archives: September 2016

Kino: “Tschick”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Mein durch Maren Ades “Toni Erdmann” schwer erschüttertes Vorurteil deutschen Spielfilmen gegenüber wurde just wieder verhärtet.

“Tschick”, die eng  an den Bestsellerroman von Wolfgang Herrndorf (vor sechs Jahren erschienen, 2,2 Millionen Mal verkauft) angelegte Verfilmung durch den international renommierten Fatih Akin jubelten Medien allerorts hoch. Mir gefiel der Streifen im Gegensatz zu den Filmkritikern gar nicht. Die Geschichte zweier Vierzehnjähriger erreichte mich nicht und der Verlauf dieses Roadmovies erschien vorhersehbar, die lustig angelegten Sequenzen fand ich nicht witzig. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass man hier mit heißer Nadel strickte (ursprünglich sollte David Wnendt Regie führen, der kurz vor Drehbeginn aus dem Projekt aussteigen musste).
(Einziger Höhepunkt für meinen Geschmack: ein Fetzen toller Musik – “Hurra, die Welt geht unter” von KIZ!

Ausstellungen, Fotografie: Andreas Trogisch: “Vineta”

Foto 1, 2: Andreas Trogisch; Foto 3: Jabs

Foto 1, 2: Andreas Trogisch; Foto 3: Jabs

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Die kleine Galerie im Tempelhof Museum (Alt-Mariendorf 43, 12107 B.) ist abgelegen vom ausgetretenen Mitte-Galerien-Trampelpfad.
Hier zeigt der studierte und arbeitsame Fotograf Andreas Trogisch seine viel besprochene Schwarzweißarbeit “Vineta”.
1985 entstanden Porträts und 1990 Stadtlandschaften, die als große (ca. 50 x 60 cm) Pigmentprints, deren Druckqualität nichts zu wünschen übrig lässt. Wenige kleinere Vintageabzüge auf Barytpapier ergänzen die Ausstellung.
Erstaunlich gut gedruckt ist das hier präsentierte Buch zur Serie “Vineta” (wie so oft von Hannes Wanderers Peperoni Books).

https://www.lensculture.com/projects/241673-vineta-berlin-1985-1990

(Foto 1, 2: Andreas Trogisch; Foto 3: Jabs – derselben Typ wie auf Foto 2 geknipst)

Kino, Mattscheibe: “Metamorphosen”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Sebastian Mez hat 2013 einen starken Dokumentarfilm gemacht!

Die Katastrophe 1957 in Majak, einem russischen Kernkraftwerk im Südural wurde wenig beachtet, da man versuchte, sie geheim zu halten. Das gelang 30 Jahre. Der Autor liefert nun wundervolle, aber schwerwiegende Bilder über die Auswirkungen bei der Bevölkerung in einem Dorf der Umgebung der Unglücksstelle, übrigens ohne russische Drehgenehmigung. Die Landschaften erscheinen teilweise unnatürlich “überschärft”. Ist das eine Folge der digitalen Umwandlung des Aufnahmematerials in Schwarzweiß (Photoshop-Filter)? Jedenfalls beeindrucken die Vollformatporträts der Menschen (Nahaufnahmen) ungemein.

Kino, Mattscheibe: Yalom’s Cure

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Eine sehr interessante und zudem ausgezeichnet gemachte Dokumentation (wunderbare Filmmusik!) über den einflussreichen Psychotherapeuten Irvin Yalom.
Beworben wird die erfolgreiche Arbeit des US-amerikanischen Bestsellerautors als “Anleitung zum Glücklichsein”. Der Film stellt die Fragen nach dem Sinn des Lebens. Für mein Verständnis erklärt er aber die große Liebe und eindringlich den Wert der Beziehung zwischen Frau und Mann. Yalom weiß, dass in der Verliebtheit das Ich sich in ein Wir auflöst und dass es bescherlich werden kann, das Ich wieder zu erwecken.
Die 2014 entstandene Filmbiografie von Sabine Gisinger ist mir nur etwas zu verklärt, der Protagonist wird arg schöngeredet.