Musik: “Das Licht dieser Welt”

Fotos: Jabs

Fotos: Jabs

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https://www.youtube.com/watch?v=S1 hw43 zVK 0

Der Text ist toll:
 
Das Licht dieser Welt

Du wirfst dich hinein in das Licht dieser Welt.

Dann fängst du an zu schrei’n,
Es kommt ein Mensch der dich hält.
Und die Liebe, die du spürst,
Wirst du nie wieder verlier’n.
Sie ist für dich da bis der Vorhang fällt.

Kaum ist die Nabelschnur ab,
Schon steh’n wir alle auf dem Schlauch.
Das Chaos hier ist unendlich,
Doch die Liebe ist es auch.
Nur deine Tränen sind es nicht,
Sie verändern nur die Sicht
Auf das, was du brauchst,
Und das, was nicht.

Und wenn du lachst,
Geht alles wie von selbst.
Schau’ wie die Freude kommt
Und alles hier auf den Kopf stellt.
Und denk’ immer d’ran,
Selbst wenn das Unglück dieser Welt
Mal auf deine Schultern fällt:
Ein neuer Tag wartet schon auf dich
Am Ende jeder noch so langen Nacht.

Ich wünsch’ dir den Mut,
Dir zu nehmen, was du brauchst,
Ein lachendes Herz und Freunde zuhauf,
Mit denen du reisen kannst, soweit
Wie eure Vorstellungskraft reicht.
Diese Welt ist voller Wunder
Und ihr auch, ihr auch, ihr auch.

Und wenn ihr lacht,
Geht alles wie von selbst.
Schau’ wie die Freude kommt
Und alles hier auf den Kopf stellt.
Oh, ich wünsch dir,
Dass immer jemand da ist, wenn du fällst,
Dir aufhilft und dich hält,
Und dir ein Frühstück macht
Am Ende einer langen Nacht.

Und deine Zweifel und die Wut,
Die gehör’n zum Leben mit dazu.
Doch verlier’ dich nicht darin,
Denn die Liebe, die du gibst,
Das ist die Liebe, die du kriegst.

Musik: Mutter

Foto: Jabs

Foto: Jabs

https://www.youtube.com/watch?v=QKY6dS_hwjk

 

Von unserm Balkon, da können wir sehen,
sie füllen in Flaschen, womit wir nur spülen.
Sie putzen die Scheiben, was wir gar nicht wollen.
Wir fühlen uns belästigt, genötigt, bedroht.
Wohin nur mit denen, die ungefragt kamen,
die keiner mag und niemand will.
 
Und gar nicht bescheiden, so seltsam und fremd.
Wozu das Reden, das Spenden, das Tun?
Immun gegen Hass, er schlägt ihnen entgegen
von unserer Seite, die den Wohlstand goutieren.
Warum sind sie hier und wollen nicht gehen?
Die eine Seite des Parks gehört ihnen.
 
Egal wie sehr wir hassen, sie lachen uns an.
Egal wie sehr wir hassen, nichts scheint sie zu rühren.
 
Das Leben aus Autos, das Kochen im Freien,
Romantik stellt sich bei diesen Bildern nicht ein.
Kinder, die betteln, die stehlen und schreien.
Wir essen an Tischen und trinken den Wein.
Sie waschen die Wäsche in unserem Park
Sie ignorieren Ordnung so gut wie es geht.
 
Wer hat schon Lust, zu leben, wie sie leben, die wir hassen?
Wer hat schon Lust, zu denken, wie sie denken, die uns hassen?
 
Wer hat schon Lust, so zu leben? (10x)
 
Die Musik, die sie spielen, ist nicht schön, sondern krank.
Wir sind nicht das, was sie sind, wollen auch bleiben, was wir waren.
Nur im Film, nicht in echt, macht das Sinn, ist es schön.

Bücher: Benedict Wells: “Hard Land”

Foto: Jabs

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Es hat großen Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.
Dabei tauchten sehr intensiv die Probleme auf, die junge Menschen beim Erwachsenwerden prägen. Schöne Erinnerungen an große Gefühle! Einzelne Tage wurden lebendig.
“Ich hab total Angst, so zu werden, wie ich bin!… Früher war alles viel schwerer, und trotzdem fühlte ich mich damals leichter…Das Leben ist nicht einfach, es ist hart und schnell. Die meisten Menschen machen eine Menge durch und denken dabei kaum nach. Ich weiß bis heute nicht, wer ich eigentlich war.”
“Kindsein ist wie einen Ball hochwerfen; Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt.”
Außerdem erzählt Benedict Wells viel über das Trauern um geliebte, gestorbene Menschen, die nicht mehr mit uns leben, deren Einfluss aber noch sehr groß ist. Der Schmerz vergeht nicht, er kann lediglich zeitweise schwächer werden.

Diverses: Kindheitserinnerungen

Foto: Jabs

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Weshalb diese Erinnerungen gerade jetzt auftauchten, kann ich nicht sagen:

Ich wuchs in einem klitzekleinen uckermärkischen Dorf ohne Kirche, Kneipe und Fußballplatz auf. In meiner Kindheit fuhr der Bus dreimal pro Woche in die sechs Kilometer entfernte Kreisstadt.
Wenn man mit dem Rad nach Prenzlau fuhr, passierte man am Stadteingang die große Kaserne der Roten Armee.
Dort wurden wir Kinder oft von den Sowjetsoldaten durch den Zaun angesprochen. Wir sollten den Wehrpflichtigen irgendwie Schnaps besorgen. Mit den korrekt abgezählten Münzen gelang das irgendwie. Wir hatten großes Mitgefühl mit den jungen Männer, die hunderte, tausende Kilometer von ihrer Heimat in der DDR den langen Grundwehrdienst ableisten mussten. Immer wieder fragten sie uns, ob wir für 20 (?) Mark eine Armbanduhr sowjetischer Produktion kaufen wollten: “Du Uhri?” Diese Zeitmesser trugen abenteuerliche Markennamen , wie Tschaika (Möwe) oder Pobieda (Sieg) und bestachen mit einer Datumsangabe auf dem Zifferblatt. Manchmal gaben wir unser mühevoll gespartes Geld, das wir vielleicht zum Geburtstag geschenkt bekamen oder in den Ferien mit dem Einsammeln von Kartoffelkäfern verdient hatten, dafür aus. Der Stolz auf den Besitz einer solchen Uhr schwand mitunter bald, da wir bemerkten, dass man die Dinger schon nach wenigen Tagen Gebrauch immer wieder nachstellen musste.
Sehr interessant war immer der Besuch der Verkaufsstelle in der Kaserne, im Magasin. Die Eltern kauften dort Fischkonserven, oft wohlschmeckende Ölsardinen. Für Kinder gab es selten und als große Belohnung Bonbons, die Konfekt hießen. Die einzeln sorgsam eingewickelten Leckereien waren eine Mischung von herkömmlichen Bonbons und Pralinen. Völlig erstaunt sahen wir, wie die Verkäuferinnen dann an einem mysteriösen Rechenapparat (heute weiß ich, dass das Ding ein Abakus war) farbige Kügelchen hin und her schmissen und schließlich den Einkaufspreis nannten.
An den Wochenenden konnte man sowjetische Offiziersfamilien an unserem Badesee beobachten. Der Rathssee liegt an einem Waldrand und ist dort idyllisch in Grundmoränenhügel eingebettet. Ein Dorado für Erholungssuchende. Die Offiziersfrauen lagen teilnahmslos auf Decken und aßen. Sie waren wohlbeleibt in Bikinis gepresst und auffällig stark geschminkt. Alle trugen Sonnenbrillen mit einem Papierschnipsel auf der Nase, der vor Sonnenbrand schützen sollte. Die Offiziere in knappen Dreiecksbadehosen waren zumeist sehr athletisch gebaut und spielten unentwegt Volleyball. Diesen Sport beherrschten sie tadellos. Technisch perfekt wurde der Ball von einem in der Mitte stehenden Zuspieler an die im Kreis aufgestellten Kameraden gepasst, die mit anmutig anzuschauenden Schmetterbällen glänzten. War das eine frühe Vorstufe von Beachvolleyball?
Weitere Begegnungen mit den Sowjetsoldaten hatten wir in der Grundschule. Dort besuchten uns manchmal Abordnungen, um von ihrem Dienst zu berichten. Wir wurden von unseren Russischlehrern angehalten, Brieffreundschaften mit Kindern zu beginnen, deren Adressen wir von den Soldaten erhielten.
Einmal im Jahr wurde ein Fest der russischen Sprache gefeiert. Dabei geriet ich überraschend in einen Chor, der zu Liederwettstreiten delegiert wurde. Wenn ich mich richtig erinnere, überstanden wir erfolgreich Entscheide auf Kreis- und Bezirksebene. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass ich überhaupt nicht singen kann. Als ich dem Russischlehrer das vor einem ersten Auftritt eröffnete, meinte er nur: “Das ist nicht schlimm. Du sprichst einigermaßen gut russisch und in der Singegruppe sieht es nicht gut aus, wenn da nur Mädchen mitmachen. Und du singst einfach nicht, machst nur den Mund auf und zu.” Also: schon damals Playback. 
Musik hören konnten wir gut. Also englische Beat-Musik. Alle mussten sich entscheiden: Beatles oder Rolling Stones? Ich Memme favorisierte die Bee Gees. In diesem Zusammenhang  fällt mir ein, dass nur die Wenigsten Massachusetts richtig schreiben konnten. 
Die damaligen Hits hörten wir aus Kofferradios, die wir oft als Jugendweihegeschenk von unseren Eltern erhielten. Sie kauften die batteriebetriebenen Transistorradios namens Alpinist, die nur Mittel-und Langwellensender empfangen konnten, Rotarmisten ab. Also war Radio Luxemburg auf UKW kein Thema, man musste sich mit dem Abhören Freiheitssender 904 oder dem Soldatensender 935 auf Mittelwelle begnügen. Der Empfang war dürftig, zumal wir Radio unter der Bettdecke versteckt hörten. Heute ist es peinlich, dass ich mir damals von meiner in Hamburg lebenden Tante zum Geburtstag Autogrammkarten von Schlagersängerinnen wie Conny Froboess und Connie Francis wünschte.

Bücher: Achim Bogdan: “Unter den Wolken”

Foto: Jabs

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Ein Buch, das mir von Freunden empfohlen wurde.
Ein interessanter Ansatz: Die jeweils höchsten Berge (Hügel) aller deutschen Bundesländer besteigen. Immer mit einem Partner, den der Autor mit der Bahn erreicht – löblich. Erste Skepsis kam auf. Alle Partner waren berühmte Zeitgenossen, die der Autor in seinem Beruf als Radiomoderator (bei Bayern 2) kennenlernte. Namdropping? Mehmet Scholl, Manuel Andrack, Felix Neureuther, Henning Scherf, Lars Riedel, Devid Striesow, Edgar Reitz, Rocko Schamoni, Kati Wilhelm, Margot Käßmann, Hans-Joachim Watzke, Judith Holofernes. Jedenfalls begann ich zu lesen. Wunderbar, dass Bogdahn glaubt, wie wohl alle Amateurkicker, wirklich alle Lebenssituationen mit Analogien aus dem Fußballsport erklären zu können. (Er hat sich als beinharter Fan vom TSV 1860 München den Künstlernamen “Sechzig” im Personalausweis eintragen lassen.)
Meine Neugier schwand aber. Bogdahn beschreibt seine Bahnfahrten sehr ausgiebig. Immer wieder werden die Bahnhöfe genannt, es geht andauernd um Zugverspätungen und Marotten von Mitreisenden. Großen Wert legt er auf die Dialekte der Regionen, in denen er sich befindet, und dann fallen ihm Ähnlichkeiten bei den Ortsnamen auf. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass alle möglichen Informationen im Buch untergebracht werden mussten. So viele Nebensächlichkeiten über Fußballvereine lenken von den Begegnungen mit den Wanderfreunden ab.
(Bogdan weiß zu berichten: “Der seltsamste Fußballverein in der DDR war für ihn Aktivist Schwarze Pumpe. Schwarze Pumpe (niedersorbisch Carna Plumpa)  ist ein Ortsteil von Spremberg in der Nähe von Hoyerswerda. Die Mannschaft war mal Mittelpunkt eines Sportskandals: 1970 wurd der zweiten Liga geschmissen und in die Bezirksliga verbannt. Der sozialistische Staat hatte nämlich Angst, von den Olympischen Spielen in München ausgeschlossen zu werden. Damals durften ausschließlich Amateure bei Olympia teilnehmen, auch im Fußball. Nun gab es aber im Osten Sportlerbrigaden, offiziell arbeiteten die Fußballer als Platzwart, Gärtner, Schlosser beim Verein, konnten so aber jederzeit trainieren. Sie waren verkappte Profis im Dienste staatlicher Betriebe oder Institutionen (Polizei, Armee, Staatssicherheit). Das war auch bei der Betriebssportgemeinschaft Aktivist Schwarze Pumpe der Fall, was Spione von der gegnerischen BSG Motor Warnowwerft Warnemünde herausgefunden hatten. Auch niederländische Sportfunktionäre sollen Wind davon bekommen haben, und damit fürchtete die DDR um die Olympiazulassung. Um einen Eklat zu vermeiden, wurde der Verein aus der Oberlausitz bestraft – ein Arbeiter-und Bauernopfer.”)
So musste der Leser den Eindruck gewinnen, dass der Autor alle irgendwie recherchierten Fakten zum Besten geben wollte, im Buch unterbringen wollte.
Das ließ das Lesen zäh und schließlich langweilig werden.

Kino, Mattscheibe: “Ida”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

“Ida” von Pawel Pawlikowski (geb.1957) konnte man vor Jahren schon in kleinen Kinos bestaunen. Dem in London (und anderen europäischen Städten) lebenden polnischen Filmemacher gelang damit ein großartiger Wurf!
Schon das Format ist heute ungewohnt – 4:3. Der Kameramann hat ungeheuer akribisch gearbeitet: Überall findet man ganz klare Horizontalen, Vertikalen, rechte Winkel. Alles bestechend schöne, glasklare Bildkompositionen. Die Gesichter immer spannungsreich aus der Mitte genommen. Die Ausschnitte stimmen millimetergenau (an einem Eisengitter im Hintergrund einer Szene einfach zu überprüfen). Als sehr angenehm empfand ich, dass die Szenen nicht so perfekt ausgeleuchtet wurden. Mich begeistert natürliches Licht, Nebel, Halbdunkel.
Großer Wert wurde auf die Musik gelegt. Klassik, Jazz, Volksweisen…
Die brillanten und strengen Schwarzweißbilder lassen der behutsam und langsam erzählten, scheinbar unspektakulären Handlung mit einem überraschenden Ende allen Raum.

Die Bilder aus dem Polen nach dem 2. Weltkrieg begeisterten mich ungeheuer. Zumal sie an die Besuche meines Großvaters Anfang der Sechzigerjahre in einem Dorf an der Weichsel in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern erinnerten. Diese abenteuerliche Reise erlebte ich mit meinem Vater in einem wunderschönen IFA F8.