Category Archives: Kino

Kino: “Love Steaks”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Ein Tipp für alle Berliner/Berlinbesucher:

In der Schliemannstraße 15 (Prenzlauer Berg) gibt es das “schönste kleine Kino”, ein wunderbares Lichtspieltheater – “Filmcafé & Downstairs” (30 Plätze, der Eintritt koste 4,5 €).
Empfehlenswert auch für Fußballübertragunen (Bundesliga und Champions League) und das vermeintlich schwer angesagte gemeinschaftliche Tatort-Gucken am Sonntagabend auf Großleinwand.
Ich sah hier “Love Steaks” (ohne Werbung im Vorprogramm).
Beschwingter, angenehm leichter, aber keineswegs seichter Kintopp – ein Liebesfilm von Jakob Lass (HFF Potsdam 2013), der auch Alkoholprobleme zum Thema hat und ohne jede finanzielle Förderung auskam. Der 33-jährige Regiestudent drehte einen authentischen Streifen und das nicht nach Lars von Triers “Dogma-Prämissen”, sondern seinen daran angelehnten “Fogma-Regeln”. Das passierte in nur 28 Tagen mit zwei Kommilitonen und einer geliehenen Handkamera. Kein ausgefeiltes Drehbuch, kein Kunstlicht, keine Maske, improvisierte Dialoge, unzählige Laiendarsteller beim Erzählen einer interessanten Geschichte, die im laufenden Betrieb des Kurhotels Ahrenshoop spielt. Ein begrüßenswerter Protest gegen das kommerzielle deutsche Kino.  Niemand im Team erhielt eine Gage! Schwierig wird das nur, weil der Ton zeitweise schlecht zu verstehen ist. Durchgängig lustige Szenen charakterisieren die sich richtig frisch entwickelnde, chaotische und glaubhafte Handlung. Endlich mal Erotik ohne blanke Busen! Nackt  ist einzig und allein der männliche Held. Es gibt auch keine Angst vor Slapstickeinlagen, die sich ans klassische “Auf-einer-Banane-ausrutschen” anlehnen. Das bringt anwesende Backfische sicher zum Gackern. Brillant finde ich die beiden Hauptdarsteller (Lana Cooper, Franz Rogowski).
Sehenswert ist die fulminante Schlusseinstellung!
P.S. “Love Steaks” (Preise bei den Filmfestivals München und Saarbrücken) ist erfreulicherweise für den Deutschen Filmpreis nominiert!

 

 

 

 

Kino: “Ida”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Es soll Leute geben, für die ist eine Ankündigung eines neuen Schwarzweißfilms Grund genug, ins Kino zu rennen. Und wenn es sich dann noch um eine polnische Produktion handelt, gibt es kein Halten mehr. Auch wenn man weiß, oder weil man weiß, dass sich in einem kleinen Saal wenige Gleichgesinnte treffen werden.
“Ida” von Pawel Pawlikowski (geb.1957) lief in Berlin an. Dem in London (und anderen europäischen Städten) lebenden polnischen Filmemacher gelang ein großartiger Wurf!
Schon das Format ist heute ungewohnt – 4:3. Der Kameramann hat ungeheuer akribisch gearbeitet: Überall findet man ganz klare Horizontalen, Vertikalen, rechte Winkel. Alles bestechend schöne, glasklare Bildkompositionen. Die Gesichter immer spannungsreich aus der Mitte genommen. Die Ausschnitte stimmen millimetergenau (an einem Eisengitter im Hintergrund einer Szene einfach zu überprüfen).
Großer Wert wurde auf die Musik gelegt. Klassik, Jazz, Volksweisen…
Die brillanten und strengen Bilder lassen der behutsam und langsam erzählten, scheinbar unspektakulären Handlung mit einem überraschenden Ende allen Raum…

Ein außergewöhnlicher, intelligenter Independentfilm (von 2013): 

http://www.kino.de/kinofilm/ida/146783

 

Fotografie, Kino: “Das Jahrhundert des Henri Cartier-Bresson”

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: J. Jabs

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: J. Jabs

Henri Cartier-Bresson:
“Gut ist das Einfache.”
“Das Foto, wie ich es liebe, ist schwarzweiß. Denn Schwarzweiß ist eine Umsetzung. Es ist eine Abstraktion. Natürlich gibt es Farbe, das ist aber überhaupt nicht meine Welt.”
“Innerlich leer werden, damit die Dinge mit um so mehr Kraft zu einem kommen.”
“Das Vergnügen liegt in der Geometrie, darin, dass alles an der richtigen Stelle ist. Der Rest kommt vom Unterbewusstsein.”
“Sehen lernen erfordert ungeheuer viel Zeit. Es muss ein Sehen sein, das Gewicht hat.”
Es erscheint schier unglaublich, aber man findet immer wieder noch nicht gesehene Motive dieses Künstlers.
Eine wunderbare Dokumentation über den unumschränkten Großmeister der Fotografie:

http://vimeo.com/53066486

Kino: Die Olympischen Winterspiele beginnen!

Grafik: Jabs

Grafik: Jabs

“Das weiße Stadion”, ein toller Olympiafilm über die II. Winterspiele 1928 in St. Moritz wurde wiederentdeckt und restauriert.
Den Eid der Sportler sprach Hans Eidenbenz:
“Wir schwören, dass wir uns zu den Olympischen Spielen stellen als loyale Konkurrenten, dass wir deren Regeln hochhalten wollen und dass wir sie zur Ehre des Sports im Geiste echter Ritterlichkeit durchführen werden.”

Kino: Alexander Payne: “Nebraska”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Wenn die Straßen der Stadt spiegelglatt sind, empfiehlt es sich, mal wieder ins Kino zu gehen – die Säle sind nur mäßig besucht.

Alexander Payne: “Nebraska”
Ein alter Mann will seinen vermeintlichen Millionen-Lottogewinn abholen und startet zu Fuß einen 1500 km langen Trip nach Nebraska. Letztlich geht einer seiner Söhne das Abenteuer ein, ihn dorthin zu führen und nicht ins Altersheim zu stecken. Aber der Junge macht eigentlich eine Reise in die kleine, triste Welt seines archetypischen Vaters. Die wenigen tiefsinnigen Gespräche verebben.
Der etwas versoffene, mitunter leicht verwirrt erscheinende Alte jagt einem irrwitzigen Traum hinterher, und er lässt sich durch nichts davon abhalten. Jeder braucht etwas, für das es sich zu leben lohnt.
Das US-amerikanische Heartland wird in der erfrischend langsam erzählten und in Schwarzweiß gedrehten Geschichte als ein graues, trostloses Land gezeigt. Es gibt wenige Menschen, die alle nicht gerade schön sind, aber ziemlich bejahrt. Einfache Leute, stinknormal und irgendwie Verlierer, traurige Verlierer! Der Humor der Kleinstadttypen ist banal und selten subtil.
Das Geld wird als Chance für gesellschaftliche Anerkennung installiert.
Der Streifen endet mit einem wunderschönen und herzerweichenden Happy End, das die zwei Stunden zu einem klasse Kinonachmittag werden ließ.
Ich verstehe “Nebraska” als Appell an meine Generation: Beschäftigen wir uns mit den Gefühlen unserer Kinder und verbringen wir erfüllte Zeit mit ihnen!

Wenn ich übrigens den zumeist als schlimmen Vorwurf gebrauchten Aufschrei: “Du bist wie dein Vater!” höre, erfüllt mich das mit wohliger Genugtuung.
Anmerkung für Kalenderfreunde:
Zu “Nebraska” passt die Seite der 32. Woche des “Augenzeuge”-Filmzitatekalenders 2003/2014:
“Die alten Träume waren gute Träume – sie gingen nicht in Erfüllung, aber ich bin froh, dass ich sie hatte. (“Die Brücken am Fluss”)

 

Kino: “Blue Jasmine”

Karikatur: Janosch

Karikatur: JanoschWoody Allens aktueller Film konnte mich, im Vergleich zur landläufigen Kinokritik, nicht begeistern. 

 

Woody Allens aktueller Film konnte mich, im Vergleich zur landläufigen Kinokritik, nicht begeistern.
Die Geschichte erscheint vorhersehbar.
Ein grandioser Lichtblick ist die Schauspielkunst der unbeschreiblich schönen Cate Blanchett!
Übrigens gewann sie heute einen Golden Globe als beste Schaupielerin!
Falsch im Film ist übrigens Erklärung, dass Anthropologen keine Fossilien ausbuddeln, sondern Archäologen. Paläontologen suchen Fossilien.
Bei meinem Besuch eines Lichtspielhauses im Kiez bestätigte sich die eherne Kinoregel: Wenn man den Streifen genießen will, sollte man sich besser neben Liebespärchen als zu zwei miteinander befreundeten Mädchen setzen – die erklären sich mitunter nicht nur die Handlung, sondern beichten ihre amourösen Abenteuer der letzten Woche.

http://wwws.warnerbros.de/bluejasmine/

http://www.sueddeutsche.de/kultur/blue-jasmine-im-kino-aberwitziger-selbstbetrug-1.1811253

 

Kino, Uncategorized: An einem Montag, unserem Saunatag, kommt ein Film über die Sauna im Fernsehen…

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Ein trauriger Männerfilm über Männerfreundschaften finnischer Männerseelen, die sich in der Sauna öffnen.
Schwitzkästen scheinen sich bei diesem Volk sogar in Telefonzellen zu befinden oder im Beisein von Bären… In abgeschlossenen Räumen und bei großer Hitze werden schlimme Schicksale erzählt. So ernsthafte Texte begleiten mitunter lustigen Bilder.
Dabei hört man Sätze, über die es nachzudenken lohnt:
“Man bekommt nur so viel Unglück, wie man tragen kann.”
“Es gibt viele Arten der Liebe.”
Und ich muss zugeben, dass nackte Männer (nicht nur im Norden) wirklich nicht so toll aussehen.
Eine großartige Schlussszene beendet diese Dokumentation, in der man über die Rechtschreibung in den Untertiteln hinwegsehen muss:

http://www.arte.tv/guide/de/042650-000/nackte-manner-nackte-wahrheiten