Category Archives: Kino

Kino: “Boyhood”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Der überall begeistert besprochene, von der Kritik ausnahmslos hoch gelobte und preisgekrönte Film hat mich nicht richtig überzeugt.

Eine grandiose Filmidee und ein mutiges Projekt (nur 39 Drehtage über zwölf Jahre verteilt), der Filmheld spielt überragend, der lange Film (164 Min.) wird nie langweilig, aber irgendwie sprang der Begeisterungsfunke nicht auf mich über. Warum kann ich nicht erklären, zumal mich einige sentimentale Szenen zum Heulen brachten und viele Themen ja meine Themen sind: Sport, Musik, Fotografie, enttäuschte Lieben…

 

Fotografie, Kino: “Finding Vivian Maier” endlich in den Kinos

Foto: Vivian Maier

Foto: Vivian Maier

Diese Dokumentation ist keinesfalls Heldengeschichte, zeigt aber viele faszinierende Fotos der unglaublich talentierten, fleißigen Künstlerin mit einem rätselhaften Charakter (Angst vor Männern und Berührungen)!
Filmstart: 26.06.2014 – Tipp: unbedingt ansehen!
Mir stellte sich unmittelbar nach dem Ansehen des Films (im Panorama der diesjährigen Berlinale) die Frage, warum die Frau es zeitlebens nicht versuchte, ihre Fotos irgendeinem Menschen zu zeigen? Liegt das im rätselhaften Wesen dieser genialen Fotografin begründet? Vivian Maier war wohl im sozialen Umgang und in ihrem Broterwerb als Kindermädchen schwierig.
Es erscheint mir nicht vorstellbar, dass man so viel fotografiert und sich dann mit den Bildern nicht mitteilen will.
Eine zweite Frage kam nach den Ansehen des Film auf. Wenn Vivian Maier ihre Motive konsequent unter Verschluss hielt, haben wir dann das Recht, ihr Konvolut, das sie vielleicht messiehaft zusammentrug,  zu fleddern?
Noch eine Anmerkung: Die den Charakter Vivian Maiers zeichnenden Aussagen der Interviewpartner des Filmemachers (und Entdeckers der Fotografin) John Maloof erscheinen mir nicht immer ganz glaubwürdig.
Nun schlachtet John Maloof das Werk Vivian Maiers höchst geschäftstüchtig aus.
Trotzdem sind die Fotos manchmal witzig, dann mal sentimental, immer dokumentarisch, aber einfach nur wahnsinnig schön!
Es ist ein optisches und emotionales Erlebnis, wenn diese Schwarzweißfotos auf der großen Leinwand ihre schier unglaubliche Kraft entwickeln.

 

Kino: Peter Voigts Filme im BAIZ!

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Die Kultur- und Schankwirtschaft BAIZ (“Kein Bex, kein Latte, kein Bullshit und auch noch Selbstbedienung”), neuerdings Schönhauser Allee/Wörther Straße, präsentiert Filme von Peter Voigt, der schon “ewig” in der Wörther Straße wohnt!
http://www.baiz.info/4.html

Die Vorführungen beginnen sonntags um 20 Uhr und sind damit eine gescheite Alternative zum zurzeit schwer angesagten “In-der-Kiezkneipe-gemeinsam-Tatort-gucken”…

Sonntag, 11.05. 20:00 FILME von PETER VOIGT [II.] 
 DÄMMERUNG – OSTBERLINER BOHÈME DER 50ER JAHRE
D 1993, 98 min., Musik: Olivier Messiaen, K: Christian Lehmann, Montage, Buch: Peter Voigt,;
Zu einer Zeit, die alles Alte gerade abwirft, vor dem Hintergrund des Berlins der aufgerissenen Straßen, in einer heruntergekommenen Ruine, einst das legendäre “Ganymed”, noch einmal am Tresen: Die Schauspieler Rolf Ludwig, Stefan Lisewski und Ekkehard Schall, Barbara Brecht-Schall, der Bildhauer Werner Stötzer, Karl-Eduard von Schnitzler, Jutta Voigt und andere Szene-Größen von damals. Das schillernde Szene-Leben einer Avantgarde, die als “Notgemeinschaft arbeitsscheuer Intellektueller” schon mal den gesamt Schnaps im Konsum aufkaufte, um für den 17. Juni gewappnet zu sein.
“Peter Voigt hat die Bestandteile des Lebens, die Bilder und Töne, so geschnitten und gemischt, dass seine Erinnerung zu schweben scheint. Er hat das Leben auf den Kern komprimiert, der nicht erklärbar, nicht interpretierbar ist. Da sind Leute dritte, vierte und fünfte Wege gegangen, als es nur zwei Hauptstraßen zu geben schien. Das Paradies ist nicht, was kommt, sondern was war. Dreimal erzählt Knaup die Geschichte des Australiers, der ins Irrenhaus geschafft wurde. Er hatte sich einen neuen Bumerang gekauft und wollte den alten wegschmeißen.” (Fritz-Jochen Kopka)
Sonntag, 18.05. 20:00 FILME von PETER VOIGT [III.]
MARTHA LEHMANN
DDR 1972, s/w, 14 min.;
7. JULI 1952 / POSTEN 46 / TAUCHA / EINIGE TAGE SEHR HEISSES WETTER. / HIMBEEREN, ERDBEEREN, EINE PRACHT! / VON DEN 12 KÜCKEN SIND 7 HÄHNE. / HOFFENTLICH KOMMT KEIN 3. KRIEG !
In einem Schrankenwärterhäuschen bei Leipzig notierte Martha Lehmann auf winzige Zettel, Rückseiten von Fahrkarten oder Lotteriescheinen, was sie bewegte. Aus Fundstücken rekonstruiert Voigt eine exemplarische Biografie – seine Variante der Brecht´schen “unwürdigen Greisin”.DER ORT DIE ZEIT DER TOD – ein Heimatfilm
BRD 1994, 42 min., K: Christian Lehmann, Montge: Thomas Malz, Sprecher: Karl Burmeister, Alexander Lang,;
Der Tollensesee in Mecklenburg, eine von Schnee bestäubte Landschaft mit fernöstlich-filigraner Anmutung. Eine vom Tod gezeichnete Landschaft: Massensuizid, Euthanasie, Gefangenenlager, deutsche Wehrmacht, SS, Waffenversuchsstation, NVA-Bunker. JENE LEICHEN VON FÜNFEICHEN… Eine Videocollage aus heimatkundlichen Texten und elegischen Bildern, in die verwackelte, “Geschmack-lose” überraschend hineinfallen, aus japanischer Musik und Schriftinserts von vorchristlichen griechischen Grabstelen, aus Schönheit und Schrecken. WIE OFT BIN ICH GESTORBEN, DOCH SO NOCH NIE.DATUM
BRD 2003, 11 min.; Moneda 1973 und World Trade Centre 2001 – Bilder des einen und Töne des andern Ereignisses kommentieren einander.Sonntag, 25.05. 20:00 FILME von PETER VOIGT [IV]
STEHEND AUF ZWEI GÄULEN [Über Erich Mühsam]
DDR 1984, 20 min.K: Winfried Goldner, B: Christlieb Hirte, Peter Voigt, Sprecher: Christian Grashof,;
“Sie reiten sehend auf zwei Gäulen, sagte mir einmal Frank Wedekind, die nach verschiedenen Richtungen streben. Sie werden Ihnen die Beine auseinander reißen.” Berührung mit einem Rebellen. Er war ein Dichter für die proletarische Revolution, der sich Anarchist nannte und der von seinen anarchistischen Gesinnungsbrüdern verstoßen wurde. Ein rebellierender Bürgersohn, geschworener Feind der Bourgeoisie. Einzelkämpfer und Bundesgenosse, populär und isoliert. Das Haftlager, in dem er ermordet wurde, ist heute nur noch ein Restgemäuer.ICH BIN ERNST BUSCH
BRD 2000, 58 min., K: Christian Lehmann, B: Peter Voigt, Sprecher: Klaus Löwitsch;
Peter Voigt hatte den Sänger und Schauspieler Ernst Busch 1953 am Berliner Ensemble kennen gelernt und war später einer der Mitarbeiter Konrad Wolfs an dessen Zyklus “Busch singt”. Was in diesem fehlte, trägt er hier nach: das Rebellische, das nur gelitten war, wenn es gegen den Klassenfeind ging, und das den Künstler in den eigenen Reihen in zunehmende Isolation trieb. ERNST BUSCH UND AUCH NICHT DER GALILEI HABEN JE VOR EINEM PAPST GEKNIET. Vor dem Hintergrund einer sich wiederholenden Sequenz des Pergamonaltars montiert Voigt Berichte, Tagebucheinträge, Lieder, Dokumente, Notenblätter. Fragmentarisch, elliptisch, schmerzhaft.
“Einen solchen Film von schonungsloser Härte, absolut integrer Sachlichkeit und doch von großer ästhetischer Schönheit kann nur einer machen, dessen Liebe zum Gegenstand, Ernst Busch, sich verbindet mit eigenem Erleben. Da ist keine Bitterkeit, aber sehr viel Zorn.” (Renate Stinn)KENTAUREN
DDR 1988, 10 min., Sprecher: Heiner Müller;
DER STAAT IST EINE MÜHLE, DIE MUß MAHLEN. DER STAAT BRAUCHT FEINDE, WIE DIE MÜHLE KORN BRAUCHT. DER STAAT, DER KEINEN FEIND HAT, IST KEIN STAAT MEHR. EIN KÖNIGREICH FÜR EINEN STAATSFEIND.
Eine Montage aus “Wolokolamsker Chaussee IV” , geschrieben und gesprochen von Heiner Müller, Grafiken aus dem Duden-Wörterbuch Deutsch-Russisch, “Meine Medusa” von Konrad Klapheck, der Schautafel “Grundwissen der Zivilverteidigung”, Blättern aus “Proverbios” von Goya, “Assyrisches Götterwesen”, “Skelette” und Knochenstudien von Battista Franco sowie der Kentauromachie von Arnold Böcklin.

 

Kino: “Love Steaks”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Ein Tipp für alle Berliner/Berlinbesucher:

In der Schliemannstraße 15 (Prenzlauer Berg) gibt es das “schönste kleine Kino”, ein wunderbares Lichtspieltheater – “Filmcafé & Downstairs” (30 Plätze, der Eintritt koste 4,5 €).
Empfehlenswert auch für Fußballübertragunen (Bundesliga und Champions League) und das vermeintlich schwer angesagte gemeinschaftliche Tatort-Gucken am Sonntagabend auf Großleinwand.
Ich sah hier “Love Steaks” (ohne Werbung im Vorprogramm).
Beschwingter, angenehm leichter, aber keineswegs seichter Kintopp – ein Liebesfilm von Jakob Lass (HFF Potsdam 2013), der auch Alkoholprobleme zum Thema hat und ohne jede finanzielle Förderung auskam. Der 33-jährige Regiestudent drehte einen authentischen Streifen und das nicht nach Lars von Triers “Dogma-Prämissen”, sondern seinen daran angelehnten “Fogma-Regeln”. Das passierte in nur 28 Tagen mit zwei Kommilitonen und einer geliehenen Handkamera. Kein ausgefeiltes Drehbuch, kein Kunstlicht, keine Maske, improvisierte Dialoge, unzählige Laiendarsteller beim Erzählen einer interessanten Geschichte, die im laufenden Betrieb des Kurhotels Ahrenshoop spielt. Ein begrüßenswerter Protest gegen das kommerzielle deutsche Kino.  Niemand im Team erhielt eine Gage! Schwierig wird das nur, weil der Ton zeitweise schlecht zu verstehen ist. Durchgängig lustige Szenen charakterisieren die sich richtig frisch entwickelnde, chaotische und glaubhafte Handlung. Endlich mal Erotik ohne blanke Busen! Nackt  ist einzig und allein der männliche Held. Es gibt auch keine Angst vor Slapstickeinlagen, die sich ans klassische “Auf-einer-Banane-ausrutschen” anlehnen. Das bringt anwesende Backfische sicher zum Gackern. Brillant finde ich die beiden Hauptdarsteller (Lana Cooper, Franz Rogowski).
Sehenswert ist die fulminante Schlusseinstellung!
P.S. “Love Steaks” (Preise bei den Filmfestivals München und Saarbrücken) ist erfreulicherweise für den Deutschen Filmpreis nominiert!

 

 

 

 

Kino: “Ida”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Es soll Leute geben, für die ist eine Ankündigung eines neuen Schwarzweißfilms Grund genug, ins Kino zu rennen. Und wenn es sich dann noch um eine polnische Produktion handelt, gibt es kein Halten mehr. Auch wenn man weiß, oder weil man weiß, dass sich in einem kleinen Saal wenige Gleichgesinnte treffen werden.
“Ida” von Pawel Pawlikowski (geb.1957) lief in Berlin an. Dem in London (und anderen europäischen Städten) lebenden polnischen Filmemacher gelang ein großartiger Wurf!
Schon das Format ist heute ungewohnt – 4:3. Der Kameramann hat ungeheuer akribisch gearbeitet: Überall findet man ganz klare Horizontalen, Vertikalen, rechte Winkel. Alles bestechend schöne, glasklare Bildkompositionen. Die Gesichter immer spannungsreich aus der Mitte genommen. Die Ausschnitte stimmen millimetergenau (an einem Eisengitter im Hintergrund einer Szene einfach zu überprüfen).
Großer Wert wurde auf die Musik gelegt. Klassik, Jazz, Volksweisen…
Die brillanten und strengen Bilder lassen der behutsam und langsam erzählten, scheinbar unspektakulären Handlung mit einem überraschenden Ende allen Raum…

Ein außergewöhnlicher, intelligenter Independentfilm (von 2013): 

http://www.kino.de/kinofilm/ida/146783

 

Fotografie, Kino: “Das Jahrhundert des Henri Cartier-Bresson”

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: J. Jabs

Foto links: Henri Cartier-Bresson, Foto rechts: J. Jabs

Henri Cartier-Bresson:
“Gut ist das Einfache.”
“Das Foto, wie ich es liebe, ist schwarzweiß. Denn Schwarzweiß ist eine Umsetzung. Es ist eine Abstraktion. Natürlich gibt es Farbe, das ist aber überhaupt nicht meine Welt.”
“Innerlich leer werden, damit die Dinge mit um so mehr Kraft zu einem kommen.”
“Das Vergnügen liegt in der Geometrie, darin, dass alles an der richtigen Stelle ist. Der Rest kommt vom Unterbewusstsein.”
“Sehen lernen erfordert ungeheuer viel Zeit. Es muss ein Sehen sein, das Gewicht hat.”
Es erscheint schier unglaublich, aber man findet immer wieder noch nicht gesehene Motive dieses Künstlers.
Eine wunderbare Dokumentation über den unumschränkten Großmeister der Fotografie:

http://vimeo.com/53066486

Kino: Die Olympischen Winterspiele beginnen!

Grafik: Jabs

Grafik: Jabs

“Das weiße Stadion”, ein toller Olympiafilm über die II. Winterspiele 1928 in St. Moritz wurde wiederentdeckt und restauriert.
Den Eid der Sportler sprach Hans Eidenbenz:
“Wir schwören, dass wir uns zu den Olympischen Spielen stellen als loyale Konkurrenten, dass wir deren Regeln hochhalten wollen und dass wir sie zur Ehre des Sports im Geiste echter Ritterlichkeit durchführen werden.”