Kino: Volker Koepp: “Seestück”

Foto: Jabs

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102_Seestück

 

Dieser sehr schöne und ruhig erzählte Dokumentarfilm ist nur noch in ausgewählten Kinos zu sehen. In 135 kurzweiligen Minuten werden Geschichten von Bewohnern der Ostseeküste gezeigt. Dieses Meer ist übrigens in den angenehm unaufgeregten Bildern (Kamera: Uwe Mann) selten blau, zumeist grau.
Interessant sind die Ausführungen des Biologen U. Bathmann zu verschiedenen Umweltproblemen, die die moderne Industrie für das Meerwasser mit sich bringt. Die Pharmaindustrie hält z. B. viele Informationen zur Zusammensetzung neuer Medikamente, die unmittelbar ins Oberflächenwasser der Ostsee gelangen können, unter Verschluss. Höhepunkte sind die Interviews mit Prof. M. Succow, der lehrreich, klug und verständlich über die Stadt Greifswald, über seine Sorgen um unseren unmittelbaren Lebensraum und die Natur im großen Zusammenhang berichtet. Auffällig war, dass bei den Gesprächen, welche auf der Insel Rügen geführt werden, ständig Leute durch die Szenen wandern, radeln oder joggen. Es erweckt den Anschein, dass dort immer Hochbetrieb herrscht. Zum Schmunzeln regen die Passagen mit dem Greifswalder Romanistik-Professor und Segler R. Bach an, der mit intellektuellen Exzessen schwer schwadroniert und seine Zuhörer, zwei junge Mädels, geistig übel überfordern zu scheint. 

 

Uckermark: Hansi Schulz

Foto: Jabs

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Hansi-Schulz

Ich freue mich immer, wenn ich von bemerkenswertem Engagement uckermärkischer Landsleute höre oder lese.

Musik: Ein Mozart-Kanon vulgär

Foto: Jabs

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“Leck mir den Arsch fein recht schön sauber”

Der mutmaßlich originale Text Mozarts, der 1991 wiederentdeckt worden ist, lautet:
“Leck mire den A… recht schon,
fein sauber lecke ihn,
fein sauber lecke, leck mire den A…
Das ist ein fettigs Begehren,
nur gut mit Butter geschmiert,
den das Lecken der Braten mein tagliches Thun.
Drei lecken mehr als Zweie,
nur her, machet die Prob’
und leckt, leckt, leckt.
Jeder leckt sein A… fur sich.”
Hiervon war früher nur der Textanfang bekannt, in der Lesart Leck mir den Arsch fein recht schön sauber. In den ersten Druckausgaben der Mozartwerke von Breitkopf & Härtel wurde der ursprüngliche Text durch einen unverfänglichen ersetzt:
“Nichts labt mich mehr als Wein
er schleicht so sacht hinein
er schleicht so sacht, er schleicht sacht hinein!
Er netzt, wenn alles gleich lechzet, die trockenen Kehlen allein;
läßt wenn Murrkopf auch ächzet, stets fröhlich mich sein.
Drum schwingt mit mir die Gläser! Stoßt an!
Laßt alle Sorgen sein! Stoßt an!
Wir ersäufen sie im Wein!”

 

Kino: “Familie Brasch”

Foto: Jabs

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Annekartin Hendel gelangen mit “Vaterlandsverräter” und “Anderson” bemerkenswerte Dokumentarfilme.
In ihrem neuen Werk wird die spektakuläre und dramatische Geschichte der Familie Brasch beleuchtet. Die Schicksale der Protagonisten sind natürlich unglaublich eng miteinander verwoben. Alle sind große Künstler und drehen sich in einem illustren Kokon ständig umeinander. Mir ist diese Welt total fremd und damit verstehe ich viele Probleme nur schwer.

Diverses: Jarmila Kratochvilová

Kratochvilova

Die Saison ist nun so gut wie beendet und der älteste Leichtathletikweltrekord in einer olympischen Disziplin besteht weiterhin, schon seit über 35 Jahren…

Bücher: Juli Zeh: “Unterleuten”

Foto: Jabs

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Der Roman wurde mir von unzähligen Freunden empfohlen. Nun habe ich das Buch endlich gelesen: ein wahres Meisterwerk! Die Geschichten werden so schön und klug erzählt, dass das Lesen jeder Seite große Freude und immer Genuss bereitet. 
 
Zitate:
“Jenseits von jugendlichen Leidenschaften begegnete man der Welt am besten mit gut gekühltem Pragmatismus.”
“Männer besaßen keine Persönlichkeit, sie waren alle gleich. Wer echtes Leben wollte, musste sich mit Frauen umgeben.” 
“Sein halbes Leben hatte Gerhard an dem Widerspruch zwischen Denken und Handeln gelitten. Er hatte sich als Intellektueller gefühlt und versucht, darin eine Auszeichnung zu sehen, die für andauerndes Scheitern entschädigte. Insgeheim war ihm schon lange klar gewesen, dass der Satz “Der Klügere gibt nach” eine Falle darstellte und dass es sich beim Zusatz “bis er der Dumme ist” nicht um einen Witz, sondern um eine logische Konsequenz handelte.”
“Vielleicht, dachte Arne, wurden Gefühle einfach nicht so alt wie Menschen. Ab einem gewissen Alter lebten Ehepartner wie Mitbewohner in einer WG, falls sie nicht längst geschieden waren. Kinder und Eltern hörten auf, einander zu mögen, besuchten sich trotzdem und waren froh, wenn der andere wieder verschwand. Freunde verloren sich aus den Augen, Nachbarn verwandelten sich in Feinde. Liebschaften wurden lästig, alte Schulkameraden peinlich, und selbst ein Haustier fing irgendwann an zu nerven. Jenseits von jugendlichen Leidenschaften begegnete man der Welt am besten mit gut gekühltem Pragmatismus.”