Category Archives: Fussball

Fussball: Die gute alte Stecktabelle

Designer: Jabs

Design: Jabs 

Mein fünfjähriger Enkel interessiert sich stark für den Profifußball. Deshalb bastelte ich ihm, auch wenn ich ein nur schwach begabter Heimwerker bin, Tabellen getreu dem Motto “Do-it-yourself”. Auf einer alten Holzlatte befinden sich die Logos der aktuellen Erstligavereine Deutschlands und Englands. Sie sind auf der Rückseite mit Klettverschlüssen versehen und lassen sich nach jedem Spieltag einfach neu sortieren. Weshalb die Oma uns verboten hat, diese Tabellen im Flur der Wohnung aufzustellen, kann ich nicht nachvollziehen.

Bücher, Fussball: Campino: “Hope Street”

Foto: Jabs

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“Es geht um mehr als nur Leben und Tod”
 
Campino schafft es in der Tat, zu erklären, wie die glühende Liebe zu einem Fußballverein funktioniert. Gerade der bewundernswerte, beinharte Fan des FC Liverpool taugt als ein prädestiniertes Beispiel für ein verrücktes Leben eines Anhängers einer Mannschaft, die auch ich sehr verehre. Einem völlig normalen Menschen zu vermitteln, wie ein Fußballfan tickt, ist übrigens ein Ding der Unmöglichkeit. In dieser Erzählung erahnt man nebenher auch, welche Magie dieser wunderschöne Ballsport entwickeln kann. Das verspüre auch ich ab und an​, nein: viel zu oft​
Im Laufe meiner Lebensjahre ist mir der Sänger der Toten Hosen eigentlich noch sympathischer geworden, als er es als uriger Punk schon immer war. 
Mit diesem Buch habe ich aber ein paar Probleme. Mir stockt der Erzählfluss zu oft. Campino streut ununterbrochen nebensächliche Informationen in den Text, die einfach uninteressant sind: Wer was aß und trank, wo saß, was anhatte, wohin blickte…
Lesenswert ist die frühe Familiengeschichte der Freges in Düsseldorf, Metzkausen und Cornwall. Zu viele Details machen diese Berichte aber dann doch etwas langweilig.
Das Reisetagebuch Campinos finde auch nicht gerade spannend. Er berichtet von Filmaufnahmen an den Drehorten von Wim-Wenders-Filmen in Nordamerika, bei denen er Kommentator war, dann schaut er sich in Großstädten wieder die Spiele seines Herzensvereins an, um sogleich wieder nach Europa zurück zu fliegen – nach Frankfurt/M., aber sofort weiter nach Neapel, um dort ein Champions-League-Duell zu besuchen. Seine wohl eher vernünftige Frau ermahnt ihn für solche Aktionen regelmäßig. Und das schlechte Gewissen äußert sich darin, dass Campino doppelte “Kompensationsgebühren” für die Flüge bezahlt. Er glaubt so, ein bisschen zu einem aktiven Umweltschützer zu werden. Man fliegt zu den Spielen und rettet nebenbei die Welt dabei ein bisschen. Mir erscheint es dekadent, dass man in einer Arbeitspause mal eben von was weiß ich wo nach Manchester fliegt (dahin gehen wohl die meisten Flüge von Deutschland nach England), um mit dem Taxi weiter nach Liverpool zu düsen, sich dort das Spiel ansieht, dann auf Einladung des Vereins oder des Teammanagers Klopp sich auf der eventuellen Siegesfeier in intimen Rahmen des LFC vergnügt und schließlich mit dem Sohn des Trainers zum Anwesen der Familie Klopp kutschiert, um dort den einen oder anderen Absacker zu nehmen. Des Nachts fährt man in das Hotel am Airport Manchester zurück.     
Die Spielberichte der Saison 2019/20, in der die Elf von Anfield endlich wieder Meister wurde, sind heute nur noch für eingefleischte LFC-Fans von Belang. 
Für die geneigten Fußballliebhaber liefert Campino interessante Interna aus dem Umfeld des LFC, sie kommen bei der Lektüre durchaus  auf ihre Kosten. Er ist doch eng mit der Familie Jürgen Klopps befreundet, ist Kumpel und Trauzeuge Sami Hyypiäs, kennt Markus Babbel, Jerry Jeremies, Peter Crouch, Jerzy Dudek, Didi Hamann und Kalle Riedle gut. 
 
Dennis Scheck hat “Hope Street” in seiner Literatursendung “Druckfrisch” für mich überraschend über den grünen Klee gelobt​. 
Anm.: ​Bei dem Buch stört es mich, dass die für den Schutzumschlag und den Leineneinband verwendete rote Farbe nicht das Rot des LFC ist, sondern eher ein Orange. 
PS: Ich würde Campino gern die Frage stellen: Ist es nicht viel leichter ein Buch zu schreiben, wenn man nicht vom erfolgreichen Verkauf desselben abhängig ist? Er ist da sicher kein allzu großes Risiko eingegangen, da er finanziell bestimmt nicht darauf angewiesen ist. Zumal er davon ausgehen kann, dass die Toten-Hosen-Fans diesem Lietaturversuch garantiert wohlwollend entgegenkommen.       
 
 
Die Toten Hosen (1994): Long way from Liverpool
 
My heart it gets so heavy
by the end of May,
but when it gets to August
you know I’ll feel okay.
I didn’t choose to be born here, 
it’s just a freak of birth,
but before I die here
I wanna kiss that turf. 
 
Cause it’s a long, long way from Liverpool,
where the boys go crazy and the girls are cool, 
and no one sings like the Kop can do. 
We love you. 
 
The bread’s on the table,
the car’s in the drive.
but I don’t wanna stay here,
I just wanna survive. 
I know I’ll never walk alone
and my favourite colour’s red,
as long as I’m so far away
I may as well be dead.
 
 
Zitat Jürgen Klopp auf seiner ersten Pressekonferenz in Anfield: “Es ist nicht wichtig, was die Leute denken, wenn du kommst. Es ist wichtig, was die Leute von dir denken, wenn du gehst.”


 
 
 

Fussball: Ein spektakuläres, aber illusionäres Fußballspiel um den Uckermark-Sommerpokal 2021

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Zum Thema “Geschichten aus einer Kindheit”Den Großvater erreichte heute ungewöhnlich spät nach einem Oma-Opa-Tag ein Anruf: „Ich bin lieb: Weil du doch vorhin Kopfschmerzen hattest, habe ich dir nicht gleich eine Sprachnachricht geschickt. Immer, wenn wir uns verabschiedet haben, fällt mir noch was ein. Kannst du bitte den dritten Torwart Yann Sommer auf meiner Liste ausradieren und den Torwart von Holstein Kiel, wie heißt der noch?, aufschreiben?“ „Ach ja, Ioannis Gelios. Und wir brauchen noch Ersatztrainer. Papa, wie heißen die noch? Ach ja, Co-Trainer. Also ich einen Co-Trainer und du einen Co-Trainer. Hoffentlich sind deine Kopfschmerzen bald vorbei.“

Das Großvater-Enkel-Gespann lässt seiner manchmal überbordenden Fantasie ihren freien Lauf…
Seit ca. fünf Wochen plant Jonathan ein großes Fußballspiel in Großvaters Heimat: Der Sommerpokal Uckermark 2021. Auf dem Dorfbolzplatz im Schmachtenhagen will er mit einem von ihm zusammengestellten Team gegen eins von Opa spielen. Am 21. August dieses Jahres führt er als Kapitän seine Mannschaft auf den Rasen. Nach immerwährenden Umstellungen im Kader stehen z. B. solche Größen wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Manuel Neuer, Robert Lewandowski, Toni Kroos, Erling Haaland, Joshua Kimmich für seine Elf einem bunten Haufen gegenüber, den Opa nominierte: vornehmlich Alte-Herren-Fußballer von Humboldt. So laufen u. a. Kimme, Micha Steinhöfel, Mike Bracklow, Zico Ziemer, Fiete, Steini, Flachi und Petzi auf. Immer wieder will Joni Prognosen zum Spielausgang erfahren und freut sich diebisch, wenn der Großvater sich totlacht: „Das wird das höchste Ergebnis in der Geschichte des Fußballsports, ich glaube, das Spiel geht zwei Millionen zu null aus!“
Nach tage-, wochenlangen Überlegungen, ewigen Korrekturen und Ergänzungen wurden Ersatzspieler gefunden, Trainer vorgeschlagen (Wolfgang von Rotation und Leuchtturm von Humboldt), ein auf einem Hochsitz thronenden Schiedsrichter und Linienrichter benannt: Klaus, Ilona, Rosi und Jonis Oma, die sogar mit einem Stuhl bedacht wurde. Es gibt selbstverständlich einen Masseur – Manne. Jede Mannschaft hat einen Arzt – Moritz Uhlig und Henning Ohnesorge. Balljungs erscheinen nicht erforderlich – der Platz liegt in einer Senke – der Ball rollt von selbst aufs Grasgeviert zurück. Die Kontrahenten finden Maskottchen, jeweils ein Tier, das in der Uckermark lebt (für das ein Tierpfleger verantwortlich zeichnet), und ein „Stofftier“. In Jonis Team ist das ein Igel und Bowser (eine Computerspielfigur aus der Super-Mario-Reihe), in Opas Team ein Mäusebussard und Ritter Keule vom 1. FC Union. Unklar ist noch, welche Schlachtrufe gebrüllt werden sollen und wer die Nationalhymne singt. Beide Mannschaften können zwölf namentlich benannte Zuschauer ihrer Wahl einladen, die kein Eintrittsgeld zu bezahlen brauchen. (Selbstverantwortlich sollen diese Sonnenöl und -schirme mitbringen.) Ei

n ​​​Arbeitskollege Papas ist für Essen und Trinken verantwortlich, wichtig sind die Sportgetränke. Er muss auch für leere Getränkekisten sorgen, „denn für das Leergut bekommen wir ja Flaschenpfand zurück.“ Er muss auch die VIP-Gäste betreuen. „Die sollen 100 Euro bezahlen und haben einen Diener, der bringt ihnen eine Bockwurst und Jever Bier.“

Probleme bereiten den Veranstaltern wegen der Corona-Probleme und der Verhältnisse in Schmachtenhagen die Möglichkeiten zum Umziehen. Es gibt keine Kabinen. Alle müssen sich in Gebüschen umziehen – Größter Brüller: „Petzi muss sich mit Messi umziehen! Nach dem Kick baden Spieler und Zuschauer im See. Dann macht Onkel Bolli ein Mannschaftsfoto. Darauf muss das Ergebnis stehen. Das unterschreiben alle und können es dann nach Hause mitnehmen.“ Der Sieger bekommt eine selbstgebastelten großen und der Verlierer einen kleinen Pokal. Alle anderen Mitwirkenden erhalten Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen.Jonis Mama versucht einer großen Enttäuschung vorzubeugen. Sie erklärt ihm, dass dieses Spiel niemals stattfinden kann. Messi und die anderen Fußballgrößen werden nie in die Uckermark anreisen. Die Entfernung von Barcelona ist viel zu groß. Sie haben auch keine Zeit für solche Mätzchen. „Aber Mama, alle Spieler bekommen doch vier Euro vom Eintrittsgeld!“ Die Antwort: „Messi verdient so viel Geld, dass er dem Obdachlosen in unserer Straße 1000 Euro schenken könnte, ohne das er das in seinem Portemonnaie überhaupt merkt.“  macht den Kleinen sehr nachdenklich.

Fussball: Sehnsucht nach der Bolzerei – nicht nur wir darben…

Foto: Jabs

Foto: Jabs

102-Hennig

Falko Hennig ist ein Berliner Bühnenkünstler (Reformbühne Heim & Welt), Schriftsteller (Radio Hochsee), interessiert sich für die Arbeit von Walter Kempowski, gründete die Charles-Bukowski-Gesellschaft, ist auf diversen Lesebühnen aktiv und verteidigt in der Deutschen Autorenfußballnationalmannschaft (Autonama) hinten rechts. (Trainingsplatz: Bero Mitte in der Kleinen Hamburger Straße)

Fussball: Humboldts Heimat

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Für die in letzter Zeit zur Humboldt-Gemeinschaft gestoßenen Sportfreunde habe ich mal ein paar Aufnahmen vom 1950 erbauten Walter-Ulbricht-Stadion – später: Stadion der Weltjugend – zusammengesucht. Dort trug die famose, am 04.09.1949 gegründete, HSG Humboldt-Uni, unser Gründungsverein, bis 1992 ihre Heimspiele aus… Das in Berlin “Zickenwiese” titulierte Stadion hatte ein Fassungsvermögen von 50000 Zuschauern, die Eintrittskarten waren bei unseren Spielen aber nicht ausverkauft…

Anhänge:
1. Bau Walter-Ulbricht-Stadion 1950
2. Walter-Ulbricht-Stadion in den Fünfzigerjahren 
3. Stadion der Weltjugend in den Achtzigern
4. Stadion der Weltjugend, während eines Punktspiels landete ein Hubschrauber auf dem Platz. Die Partie musste für eine gute Stunde unterbrochen werden, ein Unfallverletzter wurde in die Charité gebracht.
5. Stadion der Weltjugend, Abriss in den Neunzigern
6. Mannschaften im Laufe der Zeit

Fussball: Fernsehfußballkommentar

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Bei der Sky-Übertragung des Bundesliga-Duells Augsburg – Union habe ich einen mir völlig unbekannten Begriff aus dem Reportersprech kennengelernt: “akademischer Elfmeter” (Jonas Friedrich). Ich glaube, diese Benennung ist Blödsinn…