J. L. Carr: “Wie die Sinderby Wanderers den Pokal holten”

Foto: Jabs

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In diesem vortrefflichen Roman J. L. Carrs postuliert ein schlauer Philosoph fünf simpel erscheinende und eherne Regeln für das Fußballspiel einer Amateurmannschaft. Das ist interessant, passiert dies doch aus der Sicht eines Mannes, der von dem Sport keine Ahnung hat, also ein Blick “von außen”:

“1. Man kann den Ball ohne Weiteres spielen, ohne auf seine Füße zu schauen. Frauen müssen beim Stricken auch nicht auf ihre Hände gucken.
2. Ein herausragender Torwart ist das wertvollste Gut einer Mannschaft. Selbst einem überlegenen Gegner kann er beinahe aus eigener Kraft den Sieg vereiteln.
3. Ein guter Torwart muss nicht unbedingt ein besonders guter Fußballer sein. Er braucht ähnliche Fähigkeiten wie ein guter Tischler oder Busfahrer – er muss augenblicklich Räume und ihr Fassungsvermögen einschätzen können. Außerdem muss er über außergewöhnliche Geschicklichkeit und Mut verfügen.
4. Der einzig bedeutende Unterschied zwischen  den technischen Fähigkeiten eines Amateurs und denen eines Profis ist, dass Letzterer den Ball mit dem Kopf weitaus präziser weiterleiten kann. Vorschläge zur Abhilfe. 1.) Wenn möglich, den Ball in Bodennähe halten, und 2.) ein Gelände als Spielfeld aussuchen, das ungeeignet für hohe Bälle ist.
5. Jeder Spieler bis auf den Mittelstürmer muss das eigene Tor verteidigen, und jeder Spieler bis auf den Torwart muss das gegnerische Tor angreifen.”
Gerade für Jünger des Fußball aus den Niederungen des Amateurfußballs sind die Schilderungen um diese Mannschaft aus Sinderby ein Hochgenuss, fühlt man sich auch an das eigene Treiben auf und neben den Sportplätzen erinnert.
Dieser hoch gelobte Roman gefällt auch wegen amüsanter Beschreibungen der bizarren Beziehungen des Lebens auf dem Lande. Die Spielberichte erscheinen mir hingegen etwas fade, aber der Autor begeistert sich einfach mehr für die Geschichten der Menschen rund um den grünen Rasen.
Zitat: “Das Leben ist nun mal keine Schallplatte, die man immer wieder abspielen kann, bis man das Gefühl hat, das Stück zu verstehen.”