Jim Jarmusch: “Paterson”

Foto: Jabs

Foto: Jabs

Ich erfuhr gerade ein ungewöhnliiches Kinoerlebnis:
Das kleine Lichtspieltheater (im Berliner Acud) war völlig überfüllt, Beinfreiheit gibt es überhaupt nicht (Joppe und Rucksack unterm Stuhl, Beine gespreizt und Knie 3 cm in der Rückenlehne des Vordermanns), in der zweiten Reihe außen ist das Bild nicht gerade in HD-Qualität.
Dort kann man sich an einem (auch noch) amerikanischen Film erfreuen?
Aber der Meister (oder schon Altmeister?) Jim Jarmusch schuf wieder einen Hochgenuss für die Freunde der ruhigen bewegten Bilder.
Die Geduld und meine Vorschusslorbeeren, die ich eingestehen will, wurden auf eine beinharte Probe gestellt (ich drohte in Morpheus Arme zu sinken): In diesem Streifen passiert über eine Stunde lang wirklich nichts, jedenfalls nichts spektakuläres. Und das trägt den bewusst langmütigen “Paterson”, denn dann kommt Bewegung in die präzise erzählte poetische Geschichte und der Schluss garantiert (jedenfalls erzeugte er bei mir) Gänsehaut.
Wahrlich großartig gelingt es Jim Jarmusch, die Lyrik als solche und das schön handgeschriebene Wort zu ehren, ja zu feiern.
(Überragend ist das Lobpreisen der Grafik eines Streichholzschachteletiketts.)
Das ist ein leises Meisterwerk und hält an darüber nachzudenken, ob man sich mit den kleinen Erfolgen im Leben nicht zufrieden geben sollte – zufrieden geben nicht im Sinne von bequem, faul, langweilig…  
Zitat aus “Paterson”: “Das ist mein Schicksal, die für mich bestimmte Last.”

http://www.zeit.de/2016/48/paterson-jim-jarmusch-film