Nur noch in ausgewählten Lichtspielhäusern:
“Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach”
Der aktuelle Streifen Roy Anderssons macht dem Zuschauer keine einfachen Geschenke, denn so sperrig der Titel ist, so verwirrend kommt die in 39 surrealen Episoden erzählte Geschichte daher.
Es gibt keine konsequente Handlung und sie erscheint mitunter absurd. Einzelne Bilder stehen mal für sich, einige Szenen finden doch eine Fortsetzung und vieles verstehe ich überhaupt nicht. Die Arrangements sind statisch und minimalistisch, erinnern oft an Edward Hopper-Gemälde. Die Einrichtung der Kneipen übertrifft in der Tristesse gar die der DDR-Mitropa-Bahnhofsgaststätten. Die Darsteller (viele Laien) gefallen schon mit einer äußeren Einzigartigkeit, die man sich scheinbar gar nicht besser ausdenken kann. Nicht neu ist, dass Trauerklöße in bestimmten Situationen auch rechte Spaßmacher geben können. Einige Sätze stehen wie Monolithe im Raum, werden ganz bewusst oft wiederholt, können den Kinofreund aber auch einlullen. Mir erscheint die Reduzierung der Farbsättigung des Film als Eiertanz. Der Anblick wird (sehr modern) blass, aber dadurch erscheinen viele Gesichter aschfahl – scheintot. Inhalt und Form kommen mir irgendwie artifiziell vor.
Übrigens gibt es auch einen Gewinner: Auf einer Fähre stirbt ein Mann, der gerade sein Menü bezahlt hatte. Nun rätselte die Mannschaft, wer denn das Essen übernehmen will. Da man eine Rechnung nicht zweimal buchen kann, soll es kostenlos weitergegeben werden. Eine Nebenfigur meldet sich, um wenigstens das nun schon schale Bier mit großer Freude zu trinken.
Herzhaftes Lachen erzeugen ein paar witzige Musikstücke.
Einen tieferen Sinn habe ich in dem skurrilen Film, der 2014, wie vom Feuilleton nicht unerwartet und von mir nicht nachvollziehbar, den Goldenen Löwen beim Festival in Venedig gewann, nicht gefunden.
Aber das ist bestimmt das Anliegen von Roy Andersson.