Ganz kurz meine Gedankensplitter:
– sehr gute Spiele (der Sport hat sich wahnsinnig entwickelt)
– sportlich die beste WM, die ich sah; rasantes Tempo:
(Ich sollte nie wieder behaupten, ich ginge Fußball spielen. Denn was wir in unserer Freizeit in den Berliner Stadien praktizieren, hat aber auch gar nichts mit dem Sport zu tun, den man unlängst im Fernsehen bewundern konnte. Besser wäre es, wenn ich fortan zu Attest gebe, dass wir zum Fußbälle wegschießen gehen.)
– anders als erwartet: wenig 0:0-Spiele
– torreiche Begenungen (obwohl die schwächeren Nationalmannschaften sich nicht mehr deklassieren lassen), zumeist Aktivität der Teams von Beginn an
– wenig abwartende Haltung (außer beim zweiten Semifinale)
– (wie immer bei der WM, aber 2014 auch nach Abschluss der Gruppenphase!) absurde Schiedsrichterleistungen, die von wahnwitzigen Vorgaben geprägt waren: wenig gelbe Karten (auch nach üblen Fouls, nie wegen Diskussionen mir dem Referee), überflüssige Rasierschaumlinien
– keine Diskussionen um die Flugeigenschaften des Leders Brazuca (nicht mal bei Igor Akinfejew)
– Puma-Töppen: zwei verschiedenfarbige, unansehnliche Schussstiefel …
– hautenge Spielhemden (Kloppertruppe Uruguay)
– oft prognostizierte Einfluss des Wetters auf Spieltaktik blieb aus
– leider wieder insgesamt enttäuschendes Niveau der Afrikaner (in den Mannschaftshotels sollen sich unzählige Spielerberater tummeln)
– tolle Spieler: James Rodriguez (Kolumbien), Arijen Robben (NL), Joel Campbell (Costa Rica), Alexis Sánchez (Chile) und der Stoiker Andrea Pirlo (Italien); Weltstars: Leonel Messi, Nejmar; großartig: Neuer, Kroos, Müller
– Turnier erweist sich als veritable Spielerwechselbörse:
Alexis Sanchez (Chile) für 38 Mio. Euro zu Arsenal
Luis Suarez (Chile) für 75 Mio. Euro zu Barcelona
Toni Kross wohl für ca. 25 Mio. Euro zu Real
vielleicht Guillermo Ochoa (Mexiko) zu Atletico
vielleicht Keylor Navas zu Bayern
Mario Mandzukic für 22 Mio. Euro zu Atletico
David Luis unverständlicherweise für 50 Mio. Euro zu Paris St. Germain
Cesc Fabregas für 35 Mio. Euro zu Chelsea…
– Joseph Blatter Machenschaften werden immer auffälliger, nun sich auch FIFA-Funktionäre offensichtlich in den Ticketskandal involviert; das Turnier generiert Unsummen von Werbeeinnahmen (deshalb gibt es das überflüssige Spiel um den dritten Platz)
– wieder bewiesen, dass die Floskel “Mit einem Mann weniger spielt es sich leichter” totaler Unsinn ist, Teams in numerischer Unterzahl bekamen große Probleme
– auffallend war das Bezeugen des Respekts nach den Auseinandersetzungen, das liegt bestimmt auch daran, dass viele Kontrahenten Mannschaftskameraden in Heimatvereinen sind
– die deutsche Nationalmannschaft wird verdient Weltmeister;
spielt mit vier Innenverteidigern in der Viererkette (die DDR-Auswahl probierte es seinerzeit mit acht? Liberos!); Bedenken um den Einsatz von Benedikt Höwedes waren (auch bei mir) riesengroß; Einfluss Jogi Löws wird in den Zeitungen arg unterschätzt: er wich von einigen Prinzipien ab: Lahm auf linken Verteidiger, Verzicht auf Per Mertesaker, nur einen Stoßstürmer mitgenommen, das Üben der viel beschworenen Standard trug reife Früchte, es existiert ein “Plan B”: Andre Schürrle! – nur beim Einsatz von Mustafi lag er gänzlich daneben; Aufregung um den Standort des WM-Quartiers in Campo Bahia war unbegründet, Arbeit Oliver Bierhoffs ist wohl hervorragend (und er drängt sich nicht übermäßig in den Vordergrund); traditionell: herausragende Fitness aller dt. Spieler, deutlich stärkster Torhüter des Turniers; sehr gute Arbeit der medizinischen Abteilung: Sorge um verletzt angereiste Spieler (Khedira, Neuer, Schweinsteiger)
– der Empfang auf der Fanmeile am Dienstag in Berlin war eine einzige Werbeveranstaltung: Der vierte Stern auf dem deutschen Trikot ist der Mercedes-Stern, auch die Mannschaft war nicht sonderlich geschmackssicher: “So geh’n die Gauchos”…
– die Entwicklung des Fußballweltmeisterschaft zu einem totalen und fulminanten Medienspektakel ist unaufhaltsam