Alexander Osang: “Fast hell”

Foto: Jabs

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Ich traue mich nicht so richtig, die andauernden  Lobeshymnen über diesen Osang-Roman mitzusingen. Es fällt schwer, einen so erfolgreichen, mit vielen Literaturpreisen ausgezeichneten Schriftsteller zu kritisieren.
Beim Lesen wurde ich den Eindruck nicht los, dass hier ein Journalist eine Reportage schrieb und kein Schriftsteller einen Roman: “Fast hell” erzählt die Biografien von Alexander Osang und dem Buchhelden Uwe. Dabei werden Sachverhalte in nahezu gleichem Wortlaut ein paar Buchseiten weiter wiederholt. Man weiß schon bald, dass Osang Ministrant in Weißensee war, beim VEB Wasserwirtschaft und Abwasserbehandlung in Neubrandenburg eine Berufsausbildung machte, in der Wendezeit als hoffnungsvoller Kolumnist und dann Chefreporter der Berliner Zeitung und später als Reporter für den Spiegel in New York und Tel Aviv arbeitete. Zu oft betont der Autor mir dies. Es wird langweilig, wenn er beschreibt, dass er hier und dort verweilte, durch diese oder jene Straße spazierte. Obwohl der geneigte Leser diese Orte und Plätze selbst genau kennt. Allzu viele Nebensächlichkeiten wirken auf mich zusammengeschustert, aufgeblasen.
Als ich mich an diese Schreibweise “gewöhnt” hatte, machte das Lesen auch wieder mehr Freude, da interessant nachgedacht wird. Und der Lebenslauf der Hauptfigur ist mehr als schillernd! Er kommt einem Spaziergang mit Schlagwörtern durch die DDR-Geschichte gleich. Osang fand heraus, dass der Lebenslauf Charlotte von Mahlsdorfs schlicht eine Räuberpistole war, sie als Lothar Bergfelde für die Stasi gearbeitet hatte und nicht von Neonazis überfallen wurde.
(Nervend und den Lesegenuss trübend sind erstaunlich viele Rechtschreibungsfehler und inhaltliche Unkorrektheiten: z. B. war der Neubrandenburger Militärflugplatz in Trollenhagen, nicht in Fünfeichen – gibt es im Aufbau Verlag Lektoren? Das ist umso bemerkenswerter als Osangs Text über den rätselhaften Ostdeutschen nach seiner Beschreibung vielfach von Kollegen des Spiegels, von “Faktencheckern”/”Fact-Checkern”, überprüft wurden.)
Letztendlich hat mich Alexander Osang mit “Fast hell” nicht völlig überzeugt.
Ein Zitat aus dem Buch, das ich einhundertprozentig unterschreibe:
“Die anderthalb Jahre Armee waren die schlimmste Zeit meines Lebens, eine licht- und farblose Welt, die von Idioten regiert wurde.”