1974 musste ich, wie alle Studenten in der DDR, eine obligatorische Vorlesung im Fach Marxismus-Leninismus besuchen. Alle Studenten, die in Greifswald Naturwissenschaften studierten, saßen gemeinsam im Audimax.
Plötzlich machte der M/L-Professor eine ungewohnte Pause. “Der Vertreter der Pop Army” sollte umgehend vortreten.
Das machte ich natürlich. Umgehend musste ich einen Aufnäher mit diesem Text vom Parka entfernen. Diesen wollte er nämlich als Beweisstück einbehalten.
Nach der Vorlesung musste ich bei Prof. Schulz antanzen. “Was soll das bedeuten?” Ich erklärte ihm, dass ich ein Liebhaber von Beat-Musik bin und das ist einfach moderne populäre Musik. Ich bin ein Vertreter der Pop Army, also der Masse aller jungen Menschen, die auf die Musik der Beatles, der Rolling Stones, der Troggs, der Kinks usw. stehen.
Der Hochschullehrer vermutete hingegen eine militärische Organisation des Klassenfeindes im westlichen Ausland als Namensgeber.
Nach zwei Wochen hatte ich erneut einen Termin in seinem Arbeitszimmer. “Woher haben sie den Aufnäher?” Ich erzählte, dass den meine Freundin auf meinen Wunsch hin mit gelbem Garn auf ein kleines schwarzes Stoffstück stickte. “Das kann gar nicht sein. Ich bin vom Fach und kenne mich mit Textilien sehr gut aus, das Ding ist maschinell gefertigt.”
Die Vorladung endete mit einem Satz, der mir viel Angst einflößte: “Was immer sie vorbringen, ist nun egal. Ich kann nichts mehr machen. Ich habe den Vorgang den zuständigen Organen übergeben.”
Was das bedeutete, war mir klar…

