Henry David Thoreau: “Walden oder Leben in den Wäldern”

Foto: Jabs

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Der Roman gehört in die formale Kategorie “Das muss man unbedingt gelesen haben”. Viele Mitmenschen empfahlen nachdrücklich, es zu lesen. Ich vertraute dem Gedanken der Schwarmintelligenz. 
Das Buch ist auch heute noch für viele Zeitgenossen eine “Aussteiger-Bibel”. 
Mich erinnert es unablässig an den Club der toten Dichter, einen meiner Lieblingsfilme. (Zitat: “Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so herzhaft und spartanisch leben, daß alles, was nicht Leben war, aufs Haupt geschlagen würde. Ich wollte mit großen Zügen knapp am Boden mähen, das Leben in die Enge treiben und es auf die einfachste Formel bringen.”)
Das Experiment „Walden“ machte Thoreau klar, dass sechs Wochen Lohnarbeit im Jahr ausreichend sind, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Er listet ganz akribisch auf, mit wie wenig Geld er auskam Die verbleibende Zeit (Über zwei Jahre) konnte er nutzen, um zu lesen, schreiben, nachzudenken und die Natur zu erkunden. Thoreau sucht und findet die Einsamkeit, aber ihm ist Freundschaft ein wichtiges Gut. Es geht dabei aber um wahre Freunde, Schwätzer sind ihm ein Graus – Gespräche mit ihnen verlorene Zeit. Deshalb begegnet er nur wenigen Menschen.
Seine Antworten auf die umfassende Frage “Was braucht ein Mensch?”:
Wärme – Feuer für Nahrung, um den Körper funktionieren zu lassen und Kleidung, die Arbeit auch im Winter möglich macht. Man braucht einen Wohnraum. Wichtig ist emotionale Wärme – Zuwendung der geliebten Zeitgenossen. Alles Überflüssige gilt es zu vernachlässigen. Der “Mann im Wald” gibt unzählige Hinweise für den spartanischen Alltag, zum Brot backen, zum einfachen Essen kochen.
Es geht im Leben einfach darum, bescheiden und trotzdem glücklich zu sein.
Irgendwann beim Lesen begannen die praktischen Lebenstipps mich nicht mehr zu interessieren, zu langweilen.
Und im Verlauf der Geschichte dominieren endlose, wortreiche und überschwängliche Naturbeschreibungen, die mein Durchhaltevermögen testeten – ich habe mich wahrlich durchgekämpft.
Das Lesen insgesamt verkomplizierte sich durch die alte Rechtschreibung und den doch ungewohnten Ausdruck aus der Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts. Oft musste ich lange nachdenken, um den Text auch nur annähernd zu verstehen: Was bedeutet das eigentlich? Dabei freute ich mich doch auf dieses Buch. Anscheinend bin ich zu blöd, um dieses Meisterwerk zu verstehen.
 
Man kann eine Menge großartiger Zitate finden (das könnte Material für einen Wochenkalender sein): 
“Soll ei Mensch sich schämen, weil er zu einem Zwergengeschlecht gehört, anstatt der große Zwerg zu sein, der er sein kann?”
“Wahre Freude empfand er nur beim Schaffen eines Werkes.”
“Hast du Schlösser in die Luft gebaut, so war diese Arbeit nicht notwendigerweise vergeblich. Gerade dort sollen sie sich befinden. Jetzt gib ihnen ein Fundament.”
“Denn ein Mensch ist um so reicher, je mehr Dinge er unbeschadet am Wege liegen lassen kann.”
“Der Mensch, der nicht glaubt, daß jeder Tag eine frühere, heiligere und heller vom Morgenrot durchglühte Stunde mit sich bringt, als all diejenigen, welche er bereits entweihte, hat am Leben verzweifelt.”
“Manche Menschen sind ‘arbeitsam’, scheinen die Arbeit um ihrer selbst willen zu lieben oder weil sie dadurch von gröberen Unfug  abgehalten werden.” 
“Ich halte es für gesund, die meiste Zeit allein zu sein.”
“Er will nicht weiter von seinen Freunden als eine Gelegenheit, einmal im Jahr die Wahrheit zu sprechen.”
“Nur der Tag bricht an, für den du wach bist.”
“Gut lesen, das heißt, wahre Bücher in wahrem Geiste lesen, ist eine edle Beschäftigung, die an den Leser größere Anforderungen stellt als irgend ein Sport, der gerade modern ist.” 
“Bücher soll man mit derseklben Sammlung und Bedachtsamkeit lesen, mit welcher sie geschrieben sind.”
“Ein See ist der schönste, strahlendste Schmuck einer Landschaft. Er ist der Erde Auge. Wer hineinschaut, mißt die Tiefe seines eigenen Wesens.”