Die Aufregung um das Auffinden des schier unfassbaren Nachlasses der faszinierenden Vivian Maier scheint anzuhalten. Der Wirbel ist gewaltig! Auch in der zweiten Ausstellung im Willy-Brandt-Haus scharen sich die Kunstinteressierten in Massen um die Werke der großartigen Künstlerin. Unangenehm fällt auf, dass die ziemlich hitzige Vermarktung der Fotografien der 2009 verstorbenen Frau von Geschäftemacherei und einigen Rechtsstreitigkeiten begleitet wird.
Das soll aber nicht davon ablenken, dass die Bilder den aufmerksamen Betrachter begeistern. Welch tolle Porträts! Wie unbefangen blickten die Menschen in die Kamera einer fremden Frau.
Mir fiel auf, dass alle Prints ziemlich starke Kontraste aufweisen – dunkle Bildteile versinken in tiefem Schwarz. Die auch ausgestellten Kontakte sind tonwertreicher. Aber die Wirkung der schön gerahmten großen Abzüge “knallt” so einfach mehr. (Überall sprechen die Fachleute von “Silver Gelatine Prints”. Ich dachte beim Begutachten im Willy-Brandt-Haus, dass es sich um Drucke auf mattem Papier handelt.) Viele Motive sah ich zum ersten Mal. Und mir gefiel diese Präsentation sehr, obwohl ich das quadratische Bildformat der Rolleiflex eigentlich nicht so mag.
Zitat Vivian Maier: „Wir müssen anderen Menschen Platz machen. Es ist ein Rad – man springt auf und fährt bis zum Ende, und dann hat jemand anders die Gelegenheit, bis zum Ende zu fahren, und wird seinerseits von einem anderen abgelöst. Es gibt nichts Neues unter der Sonne.”