“Ich will damit nicht sagen, dass die gedankliche Beschäftigung mit Fußball grundsätzlich eine unpassende Verwendung der Fantasie ist…
Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden…
Ich tendiere dazu, den metaphorischen Wert des Fußballs zu überschätzen, und ihn deshalb in Unterhaltungen einführe, in die er einfach nicht hineingehört…
Mir wurde schon immer vorgeworfen, die Dinge, die ich liebe – natürlich Fußball, aber auch Bücher und Platten -, viel zu ernst zu nehmen, und ich empfinde tatsächlich eine Art Wut, wenn ich eine schlechte Platte höre oder wenn jemand sich für ein Buch, das mir sehr viel bedeutet, nicht sonderlich erwärmen kann…
Jetzt scheint mir, dass Erwachsenwerden vom Willen beherrscht ist, dass man wählen kann, ein Erwachsener zu werden, allerdings nur in bestimmten Augenblicken…
Ich weiß, was unterhaltsamer Fußball ist. Und ich habe die seltenen Anlässe geliebt, bei denen es gelungen ist, ihn zu produzieren…
Wir hatten Leidenschaften anstelle von Persönlichkeit…
Als ich geschrieben habe, dass Fußball auf mich entwicklungsverzögernd wirkt, habe ich das ernst gemeint…
Selbstverständlich ist Intelligenz bei einem Fußballer keine schlechte Sache, speziell bei einem Spielmacher, obwohl diese Intelligenz nicht die gleiche Intelligenz ist, die man braucht, um, sagen wir mal, einen “schwierigen” europäischen Roman zu genießen. Paul Gascoigne hat fußballerische Intelligenz im Überfluss, aber trotzdem ist es offensichtlich und legendär, dass ihm selbst Ansätze von gesundem Menschenverstand fehlen…
Es muss viele Väter überall im Land geben, die die grausamste und niederschmetternste aller Ablehnungen erleben mussten: Ihre Kinder wurden zu Anhängern des falschen Teams…
Mein ganzes fußballerisches Leben habe ich mit Menschen verbracht, die lernen mussten, vom Fußball ausgelöste Stimmungen zu tolerieren…
Du musst dich dem Leben verschreiben,das du dir ausgesucht hast. Und du hast es dir ausgesucht – die meisten Menschen tun noch nicht mal das…
Der natürliche Grundzustand des Fußballfans ist bittere Enttäuschung, egal wie es steht. Ich habe aber gelernt, das Elend, das der Fußball bietet, zu genießen. Woche für Woche, Jahr für Jahr, erscheinen wir in dem sicheren Wissen, dass uns das, was uns bevorsteht, zutiefst deprimieren wird…
Sport und das Leben, besonders das künstlerische Leben, entsprechen einander nicht genau. Eines der tollen Dinge am Sport ist seine grausamer Klarheit: Es gibt, zum Beispiel, nicht so etwas wie einen schlechten Einhundertmeterläufer oder einen hoffnungslosen Vorstopper, der Glück gehabt hat; im Sport wirst du entlarvt…
Der Fußball hat sich in über hundert Jahren nicht wirklich groß gewandelt: Weil die Leidenschaften, die das Spiel hervorruft, alles verzehren, einschließlich Takt und gesunden Menschenverstand…
Also seid bitte denen gegenüber tolerant, die einen Augenblick im Sport als ihren schönsten Augenblick überhaupt beschreiben…
Je älter ich werde, desto unangemessener und reizloser ist die Tyrannei, die der Fußball über mein Leben und damit über das Leben der Menschen um mich herum ausübt…
Ich mache mir Sorgen, dass alles damit verschwinden und ich mit diesem riesengroßen Loch zurückbleiben würde, das der Fußball immer ausgefüllt hatte…”
(Auch durch Berichterstattung rund um die Fußballeuropameisterschaft lasse ich mir die Freude an dem Spiel nicht versalzen.)