Sasa Stanisic: “Fallensteller”

Grafik: Jabs

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Der Beginn des Erzählungsbands verunsicherte mich. Sasa Stanisic schreibt in einer “verschwurbelten” Sprache, die ich nicht richtig verstand und mir missfiel. Die Geschichten waren mir nicht abenteuerlich genug – verglichen mit der Sprachakrobatik in den mit solcher Wonne gelesenen Büchern “Das Fest” und “Wie der Soldat das Grammofon repariert”.
Bald jedoch wich die Unsicherheit beim Lesen. Die erfrischenden Erzählungen strotzen wieder vor ideenreichen Einfällen und brillierten im Umgang mit Sprache.
Gerade die Titelgeschichte über das Leben in der Uckermark haute mich um. Immer wieder findet Stanisic ungewöhnliche und schöne Wortzusammenstellungen (“uckermarkerschütternd”). Interessant, wie der Schriftsteller die fiktive Situation in Fürstenwerder nach dem Erfolg des Romans “Vor dem Fest” darstellt. Die Einheimischen beschreiben ihr verändertes Dasein, nachdem “der verweichlichte Jugo” mit seinem ungewöhnlichen Blick das Dorf berühmt gemacht hat. Jetzt kommen Literatur-Touristen mit Fotoapparaten aus Lübeck angeradelt, die hier keiner sehen will. Die Menschen wollen einfach nur in aller Ruhe in der Garage Flaschenbier picheln! Den feinen Pinkeln vom Literaturzirkel aus Lübeck konnte man aber wenigstens Zigaretten aus Polen und Bier aus dem Diccounter verticken, um sie sie dann aus der Garage zu schmeißen. (“Ein paar uckermärkisch lange Sekunden vergingen.”) Es ist grandios, wie wunderschön und präzise dem Menschenschlag meiner Heimat von Sasa Stanisic ein Spiegel vorgehalten wird!
Zitat: “Die Wildschweine blieben für sich, sind ja eigentlich auch schüchterne Zeitgenossen, dem Uckermärker gar nicht unähnlich, vielleicht fühlen sie sich deswegen unter uns so wohl. Stachelt man uns aber an, dann fahren wir schon mal aus der Haut.”
Von der Kritik nicht gerade überschwänglich gelobt:
(Neues Buch: