Ein sehr interessantes Fußballbuch

Foto: Jabs

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Helmut Böttiger: “Kein Mann, kein Schuß, kein Tor”
1997 beschwor der Autor den Niedergang des deutschen Fußballs. Inständig beklagte Helmut Böttiger die Fantasielosigkeit der teutonischen Bolzer, des Volkes der gepriesenen Manndecker.
Heute zelebrieren die Mannen der Nationalelf oft kreativen und somit schönen Sport.
Und das Spiel als Großereignis ist anscheinend wichtiger als je zuvor, denn der Fußball ist schon lange kein harmloses Freizeitvergnügen mehr.
Der kluge und erfolgreiche Schriftsteller brilliert in dem Buch durch erfrischende Seitenblicke. Er beschreibt u.a. die Veränderung der Berichterstattung im Fernsehen und Rundfunk, eröffnet ungewöhnliche Blicke auf die Beziehungen von Fußball und Theater oder Literatur. Manchmal verstehe ich seine Bezüge zu politischen Entwicklungen mit sportlichen Tendenzen als etwas konstruiert, gewollt.
Böttigers Einlassungen zum Spezialthema 1. FC Nürnberg sind sicher seiner speziellen Anhängerschaft zum Klub geschuldet. Seine emotional überbordende Liebe zum “liberalen” Fußballspiel des FC St. Pauli in den 80er Jahren, SC Freiburg in den 90ern oder der Nationalmannschaft Kameruns von 1990 berührt mich tief.
“Die zeitgenössischen Dramen voller Schicksal und Tragik und Liebe finden nicht mehr auf den überholten Bühnen der Stadttheater statt, sondern in den Fußballstadien… Was vermittelt uns ein Shakespearescher Theatertod im Vergleich zu einem entscheidenden Kopfballtor in der 92. Minute?”

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